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Tesla will Markt für stationäre Speicher aufmischen

Der kalifornische Elektroautohersteller plant, künftig stationäre Batteriespeicher mit einer Kapazität von rund 15 GWh jährlich herzustellen und zu verkaufen. Die Preise für ortsfeste Speicher sollen deutlich sinken.
Der kalifornische Elektroautohersteller Tesla will in den kommenden Jahren zu einem der größten Lieferanten für stationäre Batteriespeicher werden und durch günstigere Preise auch diesen Markt grundsätzlich umwälzen. Tesla erwartet, künftig jährlich Batteriespeicher mit einer Kapazität von mehr als 15 GWh weltweit für stationäre Zwecke zu verkaufen. Das Unternehmen will noch in diesem Jahr im US-Bundesstaat Nevada die Produktion in einer gigantischen Batteriefabrik aufnehmen, deren endgültige Produktionskapazität 50 GWh jährlich betragen soll. „Wir erwarten, dass rund ein Drittel der Produktion in den Markt für stationäre Speicher gehen wird“, sagt Mateo Jaramillo, der bei Tesla als Direktor für Energiesysteme verantwortlich ist. „Komplette Batteriepacks, die niemals etwas mit Fahrzeugen zu tun haben werden, werden direkt aus der Fabrik an Versorger in aller Welt gehen.“

Die Giga-Factory für die Batterieherstellung in Nevada sieht Tesla als zentral für ihre Wachstumspläne. Bei der Bekanntgabe der Bauentscheidung im vergangenen Jahr hatte Unternehmensgründer Elon Musk die Erwartung geäußert, dass durch die Herstellung im großindustriellen Maßstab die Kosten pro Kilowattstunde Speicherkapazität gegenüber dem heutigen Niveau um rund 30 Prozent oder mehr sinken werden. „Sehr günstige Batterien werden dramatische Konsequenzen für den Markt für stationäre Speicher haben“, sagt Jaramillo. Bislang seien die Kosten für Speichersysteme auch deshalb so hoch, weil Hersteller mit vielen verschiedenen Partnern für die verschiedenen Komponenten zusammenarbeiten müssten: „Unser Vorgehen bei den stationären Speichern wird unserem Ansatz bei den Fahrzeugen folgen: Wir machen die kompletten Systeme rundum aus einer Hand. Tesla wird für das vollständige System verantwortlich sein, auch für das Interface zum Steuerungssystem des Kunden.“ Derzeit würden die selben Ingenieure bei Tesla, die bislang an der Integration von Batteriesystemen in Fahrzeugen gearbeitet haben, die Leistungselektronik und die Software für die Integration von Speichern in Stromnetze und deren Märkte erarbeiten.

Batterien für Haushalte und Netzbetreiber

„Wir werden Produkte haben, die zu jeder Anwendung passen: vom Haushalt im Bereich von wenigen Kilowattstunden bis hin zu Speichersystemen für Netze im Bereich von zehn oder sogar hunderten von MWh“, sagt Jaramillo, der im Januar die Pläne des Unternehmens auf der Euroforum-Handelsblatt-Tagung in Berlin präsentierte. Bei großen Batteriesystemen für die Stabilisierung von Stromnetzen werde sich Tesla am Beginn der Laufzeit auf einen Preis verpflichten und „die Leistung der Systeme für 10, 20 oder 30 Jahre garantieren“. Das seien die notwendigen Laufzeiten, um für den Einsatz in Stromnetzen überzeugen zu können. „Wenn man bei uns eine 10 MW/40 MWh-Batterie kauft, dann ist das auch nach 20 Jahren noch eine 10 MW/40 MWh Batterie. Investoren kennen also zum Zeitpunkt der Investition ihre kompletten Kosten.“ Die Reduktion solcher ökonomischen Risiken sei oft ausschlaggebend für tatsächliche Investitionsentscheidungen. Die Anlagen würden schlüsselfertig geliefert.

In ihrem Automobilwerk im kalifornischen Fremont setzt Tesla heute bereits stationäre Batterien ein, um die Spitzenlast und damit die Strombezugskosten zu senken. Das Werk hat eine elektrische Spitzenlast von 15 MW. Durch den Einsatz eines stationären Speichers mit einer Kapazität von 2 MWh könne die Spitzenlast um 15 Prozent gesenkt werden. Das so genannte Peak Shaving ist bei industriellen Großverbrauchern in den Vereinigten Staaten bereits heute ein funktionierendes Geschäftsmodell für stationäre Batteriespeicher. Einzelne Netzbetreiber bieten in den US-Bundesstaaten heute außerdem Modelle an, mit denen Batteriespeicher an Großhandelsmärkten und an Märkten für Regelenergie teilnehmen können.

Verdoppelung der weltweiten Produktionskapazität

Tesla geht davon aus, dass die geplante Giga-Batteriefabrik nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2020 mehr Batteriespeicher herstellen wird, als im Jahr 2013 auf der ganzen Welt produziert wurden. Die Fabrik wird eine überdachte Fläche von 500 000 Quadratmetern haben. Bislang reiche die weltweite Batterieproduktion nicht aus, um die Pläne zu realisieren, künftig hunderttausende Autos zu verkaufen, betont Jaramillo. Batterien seien derzeit auch noch zu teuer, um eine nächste Generation von einfacheren und kleineren Tesla-Fahrzeugen zu Preisen von 30 000 bis 40 000 Dollar pro Auto anbieten zu können. Im dritten Quartal 2015 will das Unternehmen bereits mit dem Modell X einen neuen Fahrzeugtyp auf den Markt bringen.

Bislang hat der Autobauer weltweit rund 40 000 batteriegetriebene Autos verkauft. „Die Zukunft wird sein, dass künftig eine Million Tesla-Fahrzeuge eine elektrische Last von 10 GW bedeuten“, sagt Jaramillo. „Die Möglichkeit, diese Last zu steuern, sehen wir als wichtigen Faktor, um den Übergang zur elektrischen Wirtschaft möglichst gut zu gestalten.“ Der Gründungsgedanke der Firma sei, generell den Übergang zu nachhaltiger Energie zu ermöglichen und beschränke sich nicht auf das Thema Elektroautos.

Timm Krägenow

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