Da die schwarz-rote Bundesregierung wie schon in der zurückliegenden Legislaturperiode an dem Ausbauziel von 15 000 Megawatt bis zum Jahr 2030 festhält, drohe der deutschen Offshore-Windindustrie ein „Arbeitsplatz- und Know-how-Verlust“, so Lucke. Noch gebe es in der Offshore-Windbranche hierzulande rund 20 000 Beschäftigte. „Die Frage ist, wie lange noch. Da in den kommenden drei Jahren vor den deutschen Küsten kaum noch Windenergieanlagen gebaut werden, muss sich die Politik die Frage gefallen lassen, wie die Unternehmen das durchhalten sollen“, so Lucke.
Nicht nur die Anhebung des Ausbauziels auf dem Meer lässt auf sich warten, sondern auch der im schwarz-roten Koalitionsvertrag angekündigte „Sonderbeitrag Offshore-Windenergie“. Das bedeutet eine zusätzliche Ausschreibung für die Windenergienutzung auf See.
Die Netzanschlusskapazitäten dafür sind durchaus vorhanden. In der Nordsee gibt es derzeit eine ungenutzte Kapazität von 600 MW auf einer Konverter-Station. Und für die Ostsee ist eine Kapazität von rund 1 000 MW machbar, bestätigte Henrich Quick, Leiter Offshore-Projekte beim Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz, auf der HOW-Konferenz: „Nach dem Netzentwicklungsplan müssen wir die Leitung zwischen Güstrow und Rostock von 220 auf 380 Kilovolt verstärken, womit nach der Fertigstellung ab 2025 der Anschluss einer zusätzlichen Offshore-Windleistung von 1 000 Megawatt möglich ist.“ Sprich, es gibt ein technisches Potenzial von 1 600 MW Netzanschlussleistung, das bis Mitte der 2020er Jahre für weitere Offshore-Windparks zu Verfügung steht. „Wenn es hierfür eine Auktion gebe, wäre das ein Signal an die Branche“, so die WAB-Vorsitzende Lucke.
Derweil lässt die Bundesregierung über ihre zuständige Fachbehörde, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), den Flächenentwicklungsplan für den weiteren Offshore-Windkraftausbau bis zum Jahr 2030 erarbeiten – und zwar auf Basis des gültigen 15 000-MW-Ausbauziels. Bis wann sie eine Nachricht aus Berlin haben müsse, um ein höheres Ausbauziel zu berücksichtigen, wurde die für den Flächenentwicklungsplan zuständige BSH-Koordinatorin Anna Hunke auf der HOW-Tagung gefragt. Ihre Antwort: „Am besten noch in diesem Jahr.“