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Sinkende Stromnetzentgelte in Berlin

Die Stromnetzentgelte für Berlin dürften 2018 im Schnitt um zehn Prozent sinken. Stromnetz Berlin nennt niedrigere Übertragungsnetzentgelte und Effizienzfortschritte als Hauptursachen.
Stromverbraucher in Berlin können für das Jahr 2018 mit einer Entlastung bei den Netznutzungsgebühren rechnen. Nach Angaben des Verteilnetzbetreibers Stromnetz Berlin werden sich die monatlichen Netzentgelte für Haushaltskunden im nächsten Jahr voraussichtlich auf zwei von drei Positionen nach unten verändern.

Währen der Grundpreis von 39,70 Euro gegenüber dem laufenden Jahr gleich bleibt, wird die Gebühr für den Messstellenbetrieb leicht von 9,95 auf 9,38 Euro und der Arbeitspreis je verbrauchter Kilowattstunde von 6,37 auf 5,58 Cent sinken. Für den Berliner Durchschnittshaushalt mit 2 200 kWh Jahresstromverbrauch reduziert sich das mit der Stromrechnung zu entrichtende Netzentgelt damit um etwa 10 Prozent. Anfang 2017 war das Netzentgelt für diesen Verbrauchsfall um etwa 12 Prozent gestiegen.

Wie im laufenden Jahr liegt der Hauptgrund für das für 2018 prognostizierte Sinken der Stromnetzentgelte auf der übergeordneten Übertragungsnetzebene. „Der große Hebel kommt aus dem Übertragungsnetz“, sagte Thomas Schäfer, Geschäftsführer der Vattenfall-Tochter Stromnetz Berlin GmbH, bei der Bekanntgabe der voraussichtlichen Netzentgelte. Auch die Kosten für das Übertragungsnetz fließen in die Netzentgelte für die Verbraucher ein.

Thüringer Strombrücke dämpft Entgelte in der Hauptstadt

Der ostdeutsche Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz hat für 2018 eine Reduzierung seiner Netzentgelte um 11 Prozent angekündigt und profitiert dabei von der Inbetriebnahme der Thüringer Strombrücke, einer wichtigen Nord-Süd-Stromtransportleitung. Doch nicht nur die dadurch mögliche Reduzierung der Redispatch-Kosten mache sich bei den Berliner Netzentgelten bemerkbar. Auch das im Sommer in Kraft getretene Netzentgeltmodernisierungsgesetz (NEMoG) begrenze die Kosten auf der Übertragungsebene, so Schäfer. Darüber hinaus wirkten Effizienzmaßnahmen bei Stromnetz Berlin entgeltentlastend.

Beibehalten wird Stromnetz Berlin nach Auskunft des Geschäftsführers seine Spezialnetztarife für Verbraucher, die dem Netzbetreiber zu festgelegten Zeiten eine Abschaltung von Elektrospeicherheizungen und Wärmepumpen ermöglichen, um das Netz zu entlasten. Schäfer räumte ein, dass dieses Angebot bisher erst in sehr geringem Umfang von einem Verbraucher genutzt werden, zeigte sich jedoch überzeugt, dass es an Bedeutung gewinnen werde. Bei allen am 13. Oktober veröffentlichten Netzentgelten für das nächste Jahr handelt es sich indes noch um voraussichtliche Tarife, die endgültige Bekanntgabe folgt erst zum 1. Januar 2018.

Berlin liegt mit seinen Netzentgelten im Vergleich der 16 Landeshauptstädte im bundesweiten Mittelfeld, wie eine Untersuchung des Energieversorgers Lichtblick zeigt. Im Vergleich der 16 Landeshauptstädte müsse ein Haushalt mit 3 500 kWh Jahresverbrauch in Kiel 2018 mit Netzkosten von 259 Euro pro Jahr am tiefsten in die Tasche greifen, gefolgt von Hamburg und Saarbrücken mit 244 Euro. Berlin liege mit 205 Euro im unteren Mittelfeld. Am wenigsten zahlten die Bremer mit 162 Euro. Die höchsten Entlastungen gebe es in Potsdam, wo die Netzkosten um fast 53 Euro auf 219 Euro sinken. Den stärksten Anstieg müssen laut der Lichtblick-Untersuchung die Düsseldorfer mit einem Plus von 9 Euro auf 190 Euro verkraften.

Peter Focht

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