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Schlechte Noten für das EU-Energielabel

Eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) offenbart gravierende Schwächen des Energielabels, mit dem die Verbraucher zum Kauf stromsparender Geräte bewegt werden sollen.
Das EU-Energielabel bewertet die Produkte mit einer Buchstabenskala von A+++ (sehr gut) bis G (schlecht) und damit kombinierten Balken, die von Grün bis Rot reichen. Dabei bemängeln die Autoren der Studie vor allem, dass die Angaben keine Informationen liefern, wie viel Strom mit den Geräten im Vergleich zu anderen eingespart werden kann. Deutlich wird das an einem Versuch, in den die Essener Wissenschaftler 700 Haushalte einbezogen haben. Es ging darum, beim Kauf von Ersatz für ein Leuchtmittel zwischen einer Energiesparlampe und einem moderneren, aber in der Anschaffung teureren LED-System zu wählen. Käufer, denen nur Informationen über die Skala des Energielabels gegeben wurden, griffen eher zur billigeren Energiesparlampe. Denn dem Unterschied in der Einstufung von LED mit A+ und Energiesparlampe mit A maßen sie wenig Bedeutung bei.

Ganz anders fiel das Ergebnis bei Teilnehmern aus, die Informationen zum Stromverbrauch über die gesamte Lebensdauer des Leuchtmittels erhalten hatten (Energiesparlampe 68 Euro, LED 39 Euro). Bei ihnen stieg die Bereitschaft um fast die Hälfte, angesichts des großen Unterschieds die teurere LED-Variante zu nehmen.

Das Ergebnis, so die Verfasser der Studie, zeige, dass das EU-Label die Nachfrage nach energieeffizienten Produkten nicht erhöht. Sehr wohl sei das jedoch der Fall, wenn tatsächlich einzusparende Kosten offengelegt werden. Mark Andor, Wissenschaftler im Kompetenzbereich „Umwelt und Ressourcen“ am RWI und mit Andreas Gerster sowie Lorenz Götte einer der Autoren, formuliert deshalb gegenüber E&M seinen wichtigsten Änderungsvorschlag: „Verbessert werden könnte das Label insbesondere, indem man die Kosten des Stromverbrauchs – entweder jährlich oder über den gesamten Produktlebenszyklus – auf abbildet."

Weiter schlägt Andor vor, Informationen vom Label zu entfernen, die nichts mit dem Energieverbrauch zu tun haben, also etwa die Lautstärke eines Kühlschranks. Überdacht werden sollte auch, ob die Labels relativ oder absolut für einzelne Geräteklassen sein sollen. Ob beispielsweise nur Kühlschränke gleicher Größe verglichen werden oder über alle Größen hinweg. Letzteres halten die Wissenschaftler für sinnvoller und weniger verwirrend für den Konsumenten.

„Generell sind wir nicht gegen das Energielabel, sondern erwarten von einer Revision des Labels einen positiven Effekt“, erklärt Andor. Wichtig scheine es ihm vor allem, die Aufmerksamkeit auf den Energieverbrauch und den Preis für Energie zu lenken. Denn obwohl die Stromkosten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen seien, achteten immer noch viele Haushalte beim Kauf der Geräte tendenziell nicht so sehr auf die laufenden Betriebskosten, sondern auf den Preis.

Günter Drewnitzky

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