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Mischkonzept für Finanzierung und Betrieb

Das Krankenhaus in Suhl baut zusammen mit einem Contractor eine neue Energieversorgung auf, die von dem Klinikum selbst finanziert wird.
Das SRH Zentralklinikum Suhl ist ein großer Gebäudekomplex mit insgesamt 600 Betten und zwölf spezialisierten Behandlungszentren; es gehört als akademisches Lehrkrankenhaus zum Universitätsklinikum Jena. Jährlich werden knapp 28 000 Patienten stationär und 40 000 ambulant in Suhl behandelt.
 
Die Energieversorgung des Klinikums mit Heizwärme und Dampf übernahmen bisher mehrere Kessel. So waren – und sind noch immer – im Kesselhaus zwei Kessel mit je 4 MW und einer mit 1 MW Leistung installiert. In einem weiteren Gebäude stehen zwei Dampfkessel mit einer Leistung von je 0,64 t Dampf pro Stunde. Insgesamt benötigte das Klinikum vor der Modernisierung seiner Energieversorgung jährlich rund 13 500 MWh Erdgas und 7 700 MWh Strom; 1,6 Mio. Euro gab es dafür jährlich aus.
 
Zwei Partner für Neubauplanung und Betriebsoptimierung
 
Diese Energiekosten wollte das Krankenhaus reduzieren. Der Contractor Spie Energy Solution erarbeitete dazu ein Konzept für die Modernisierung und Optimierung der Anlagen. Als Energiedienstleister weiterhin mit im Boot ist auch das Schwesterunternehmen Spie Facility Management, das sich schon seit Jahren um den energieeffizienten Betrieb der Anlagen und des Gebäudes kümmert.
 
Energy Solutions plante und baute eine neue Energieversorgung, die die bestehenden Heizkessel übernimmt und um ein Blockheizkraftwerk ergänzt. Die 12-Zylinder-Maschine hat 637 kW elektrische Leistung und 750 kW thermische Leistung, 253 kW davon werden für die Dampfproduktion im Klinikum benötigt.
 
Damit das Gesamtsystem effizient funktioniert, modernisierte Spie auch die komplette Hydraulik des Nahwärmenetzes. So baute man auf dem Gelände zusätzliche Leitungen für die Versorgung mit Dampf und Speisewasser sowie zur Kondensat-Rückführung. Ein Dampfumformer kann außerdem aus überschüssigem Dampf Heizwasser machen. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn Küche oder Sterilisation wenig Dampf benötigen – etwa nachts. Ein hydraulischer Abgleich im Heizwasser-Netz verringert außerdem die Temperatur im Heizungsrücklauf. Alle diese Maßnahmen sorgen dafür, dass das wärmegeführte BHKW möglichst gut ausgelastet ist und auf eine hohe Betriebsstundenzahl kommt.
 
Das BHKW und weitere Effizienz-Maßnahmen sorgen für sinkende Energiekosten
Bild: Spie

Ergänzt wird die neue Strom- und Wärmeversorgung von einem Mess- und Steuersystem, das aktuelle Betriebszustände erfasst und den Anlagenbetrieb möglichst gut an den tatsächlichen Energiebedarf anpasst. Zähler sorgen außerdem dafür, dass genügend Daten für ein aktuelles Energie-Monitoring und für die Abrechnung bereitstehen. Erfasst werden damit Energieträger wie Erdgas, Strom, Dampf, alle Wärmemengen und der Bedarf einzelner Verbrauchergruppen. Für eine zusätzliche Senkung des Stromverbrauchs in den Gebäuden sorgt der Einbau von insgesamt 900 Leuchtmitteln mit LED-Technik.
 
Betreiber-Verantwortung bleibt beim Kunden
 
Insgesamt hat der Umbau der Energieanlagen netto rund 1,3 Mio. Euro gekostet. Weil die Zinsen niedrig waren und weil das Krankenhaus in der Betreiber-Verantwortung bleiben wollte, hat es die von Spie errichteten Anlagen gekauft. Der Dienstleister, der diese geplant hat, übernimmt aber eine Einspargarantie und unterstützt das Klinikum im Anlagenbetrieb und mit effizientem Facility Management. Der Contracting-Vertrag mit Einspargarantie startete Anfang 2013 und läuft für mindestens fünf Jahre, eine automatische Verlängerung ist vorgesehen. Für das BHKW wurde ein Instandhaltungsvertrag über zehn Jahre abgeschlossen.
 
Vereinbart wurde zwischen Energiedienstleister und Krankenhaus eine jährliche Kosteneinsparung bei der Energieversorgung von 522 000 Euro netto. Im ersten Betriebsjahr konnte man dieses Ziel deutlich übertreffen, die Einsparungen summieren sich laut Spie auf rund 720 000 Euro, etwa 44 % der bisherigen Kosten.
 
Das Blockheizkraftwerk läuft fast 8000 Vollbenutzungsstunden. Der Fremdstrombezug des Krankenhauses reduziert sich dadurch um etwas mehr als 5 000 MWh jährlich, rund zwei Drittel des benötigten Stroms erzeugt das Klinikum somit selbst. Bei der Heizwärme deckt das Blockheizkraftwerk fast die Hälfte, bei Dampf etwa drei Viertel des jährlichen Bedarfs.
 
Neben dem Krankenhaus profitiert auch die Umwelt von der neuen Energieversorgung: Knapp 2700 t CO2-Emissionen werden jedes Jahr eingespart.
 
 
 
Das Projekt Zentralklinikum Suhl
 
Betreiber: Spie Energy Solutions
Anlage: bestehende Heizkessel, neues BHKW, Optimierung Dampf- und Wärmeversorgung, 900 LED-Leuchtmittel
Investition: 1,3 Mio. Euro, die SRH trägt
Einsparungen: Einspargarantie netto 522 000 Euro/a, 2013 realisiert 720 000 Euro 

Armin Müller

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