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KWK-Studie zeichnet pessimistisches Bild

Bis zum Jahr 2020 wird die KWK-Stromerzeugung stagnieren, wenn die Bundesregierung die Förderung nicht massiv erhöht. Das geht aus einer am 2. Oktober veröffentlichten und im Auftrag des Bundeswirtschafts- und Energieministeriums erstellten Studie hervor.
Deutschland wird sein KWK-Ausbauziel von 25 % der Stromerzeugung bis 2020 verpassen, wenn an dem bisherigen Förderregime weiter festgehalten werde. Gegenwärtig erzeugen Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung jährlich rund 96 Mrd. kWh Strom und haben damit am Erzeugungsmix einen Anteil von 16,2 %. Laut der von Prognos, Fraunhofer IFAM, IREES und BHKW-Consult erstellten „Potenzial- und Kosten-Nutzen-Analyse zu den Einsatzmöglichkeiten von Kraft-Wärme-Kopplung“ müsste die jährliche KWK-Stromerzeugung bis zum Jahr 2020 um etwa 50 Mrd. kWh zusätzlich ausgebaut werden, um das KWK-Ziel zu erreichen. Dazu sei es nötig, die Förderung durch das KWK-Gesetz vor allem für die ins Netz einspeisende Anlagen deutlich zu erhöhen, empfehlen die Gutachter.

„Unter der vereinfachten Annahme eines notwendigen KWK-Zuschlags von 4 bis 6 Ct/kWh ergibt sich als Orientierungswert im Jahr 2020 ein zusätzliches Fördervolumen von 2 bis 3 Mrd. Euro“, heißt es in der Studie. Gegenwärtig liegt die Mindestförderung laut KWK-Gesetz bei 2,1 Ct/kWh für Anlagen mit einer Leistung von mehr als 2 MW, die für 30 000 Volllaststunden gewährt wird. Veränderte Rahmenbedingungen,wie ein möglicher Kapazitätsmarkt können die Wirtschaftlichkeit der KWK-Anlagen verbessern und damit den Förderbedarf verringern.

Gegenüber ungekoppelten Systemen kann die KWK in bestimmten Anwendungsfällen betriebs- und volkswirtschaftliche Vorteile erzielen. So spart sie schon heute gegenüber der separaten Strom- und Wärmeerzeugung jährlich rund 56 Mio. t CO2-Emissionen ein. Ein weiterer KWK-Ausbau könnte laut der Studie deshalb vor allem auch im Bereich der Fernwärme und der industriellen Versorgung weitere Potenziale ausschöpfen. Wegen der gesunkenen Preise im Stromgroßhandel seinen bereits jetzt in der öffentlichen Fernwärmeversorgung keine Anlagen oberhalb von 10 MW mehr refinanzierbar. Industrielle KWK-Anlagen könnten dagegen unter den heutigen Förderbedingungen in geeigneten Einsatzbereichen wirtschaftlich errichtet und betrieben werden, heißt es in der Studie.

Etwa die Hälfte der installierten KWK-Anlagen entfällt auf die allgemeine Versorgung, knapp ein Drittel der Anlagen auf die Industrie. Die restliche KWK-Stromerzeugung wird laut Analyse durch biogene KWK-Anlagen und dezentrale Kleinanlagen bereitgestellt. „In vielen Anwendungsfällen ergeben sich auch ohne KWK-Förderung ausreichend hohe Projektrenditen.“ Die höchsten Projektrenditen ließen sich allerdings in Industriebetrieben mit einem hohen und weitgehend konstanten Strom- und Wärmebedarf erzielen. Insgesamt wird in der Analyse ein Potenzial für die KWK-Stromerzeugung je nach Betrachtungsweise von 170 Mrd. bis 240 Mrd. kWh im Jahr identifiziert.

„Die Energiewirtschaft begrüßt, dass mit der KWK-Studie nun endlich die Grundlage für die Novelle des KWK-Gesetzes geschaffen worden ist“, erklärte BDEW-Chefin Hildegard Müller. Diese sei dringend notwendig, um drohende Abschaltungen von hocheffizienten KWK-Anlagen in der allgemeinen Versorgung zu verhindern. Nach der EEG-Reform gehe es nun darum, mit der KWK-Novelle eine wirtschaftliche Basis für hocheffiziente KWK-Anlagen im Bestand, im Neubau und der Modernisierung zu schaffen, sagte Müller. Nur so könne das im Koalitionsvertrag verankerte KWK-Ausbauziel von 25 % an der Stromerzeugung bis 2020 erreicht werden und damit ein wichtiger Grundstein für die Klimaschutz- und Effizienzziele der Bundesregierung gelegt werden.

„Mit der Studie liegt nun endlich die Grundlage für eine Novelle des KWK-Gesetzes vor, die dringend überfällig ist. Es ist erfreulich, dass die Studie auch Verbesserungsbedarf im Bereich der Bestandsanlagen deutlich macht“, ergänzte Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen. Die Studie decke sich mit der Situation und Wahrnehmung in den Unternehmen. Jetzt gehe es darum, die Ergebnisse zügig umzusetzen, sagte der VKU-Chef.

Die vollständige KWK-Studie kann auf der Internet-Seite des BMWi als 289-seitiges PDF-Dokument heruntergeladen werden.

Kai Eckert

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