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Heidelberger "Thermoskanne" im Bau

Die Stadtwerke Heidelberg wollen über die Sektorenkopplung den Anteil der erneuerbaren Energien an der Fernwärmeversorgung steigern.
Der Bau eines 55 Meter hohen Wärmespeichers der Stadtwerke Heidelberg hat begonnen. Rund 10 Mio. Euro beträgt die Investition des Badener Energieversorgers in das Projekt. Die riesige „Thermoskanne“ soll nicht ein einfacher Energiespeicher sein, sondern auch ein „Zukunftsspeicher“. So formuliert es Stadtwerke-Chef Michael Teigeler und so haben auch die Stadtwerke Heidelberg, die EVH Energieversorgung Halle, die Stadtwerke Bietingheim-Bissingen und die BBH-Gruppe ihr gemeinsames Netzwerk genannt, das „Netzwerk Energie- und Zukunftsspeicher“, das sie am 8. Februar dieses Jahres am Rande der E-World gründeten.

Die Verantwortlichen bei den Netzwerk-Partnern haben mehrfach schon betont, dass sie in Wärmespeichern eine leistungsfähige und vor allem wirtschaftliche Technologie zur Integration der erneuerbaren Energien sehen. „Die Zukunft ist erneuerbar. Für den Stromsektor ist diese Botschaft im Markt angekommen, für den Wärmesektor noch nicht“, machte Teigeler bei der Gründung des Netzwerks und der Vorstellung des Speicherprojekts deutlich. Zum Baubeginn unterstrich er nun die Bedeutung des Vorhabens: „Mit der neuen Anlage können wir den Anteil erneuerbarer Energien weiter erhöhen, denn wir speichern darin Wärme aus dem Holz-Heizkraftwerk und in Zukunft auch aus weiteren erneuerbaren Energien. Gleichzeitig reduzieren wir den Gas- und Öleinsatz in den Spitzenheizwerken.“ Schließlich sei es auch möglich, den Wärmebezug zeitlich flexibler zu gestalten, was zum einen die Versorgungssicherheit erhöhe und zum anderen preisstabilisierend wirke.

Die Anlage ist als Zwei-Zonen-Speicher konzipiert. In der unteren Zone mit einem Volumen von 12 800 Kubikmetern beträgt die Wassertemperatur maximal 115 °C. Im oberen Teil befindet sich kälteres Wasser, das den nötigen Druck erzeugt, damit das Heizwasser auch bei über 100 °C eingelagert werden kann und nicht verdampft. Voraussichtlich Ende 2019 werde die Anlage, die ein Element der Energiekonzeption 2020/2030 der Stadtwerke ist, in Betrieb gehen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Nicht nur für diejenigen, die damit energiewirtschaftlich arbeiten, sondern auch für die Öffentlichkeit soll das Bauwerk erlebbar sein. Entsprechend hoch waren die architektonischen Ansprüche. Eine Aussichtsplattform inklusive Gastronomiebetrieb sowie ein Energie- und Bewegungspark sollen integriert werden. Anerkennung dafür haben die Planer in der Fachwelt schon erhalten. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Heidelberg wurde der Speicher ausgezeichnet und als eines der Projekte ausgewählt, die von der IBA bis zur Fertigstellung fachlich begleitet werden.

Fritz Wilhelm

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