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Forderung nach Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerk

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) fordert bei drohenden Versorgungsengpässen notfalls eine Verlängerung der Laufzeiten der bayerischen Atomkraftwerke.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis es jemand ausspricht. VBW-Präsident Alfred Gaffal tat es: „Wenn alle Stricke reißen, dann darf auch die Verlängerung der Laufzeiten der bayerischen Kernkraftwerke kein Tabu mehr sein – zumal sie sicher und klimaneutral sind“, sagte er in München bei der Vorstellung des 7. Energiewende-Monitoring seines Verbandes. 
 
Nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke im Jahr 2022 fehle rund ein Drittel an gesicherter Leistung in Bayern, so Gaffal. Die Gleichstromtrassen Südlink und Südostlink würden aber nicht vor 2025 fertiggestellt. Die Politik müsse erklären, wie diese Lücke gefüllt werden soll. „Die Versorgungssicherheit muss gewährleistet sein, zur Not auch mit Atomkraft.“ Es sei absurd, für teures Geld Atomstrom aus Tschechien und Frankreich oder Kohlestrom aus Polen zu importieren – und deutsche Atomkraftwerke, „die am sichersten sind, laufen nicht.“
 
VBW-Präsident beklagt Stillstand in der Politik

Gaffal warb vehement für einen engagierten Netzausbau, vor allem der umstrittenen Gleichstromleitungen Südlink und Südostlink. „Sie schaffen eine leistungsfähige Verbindung zwischen Nord und Süd und reduzieren Kosten durch Netzengpässe.“ Die Versorgungssicherheit werde langfristig erhöht. Weiterhin könne damit eine drohende Teilung der deutschen Strompreiszone abgewendet werden, die vor allem in Süddeutschland zu höheren Preisen führen würde. 
 
Der VBW-Präsident forderte von der Bundesregierung ein schlüssiges energiepolitisches Gesamtkonzept. Das vergangene Jahr sei von Stillstand geprägt gewesen, für das Jahr 2019 befürchtet er ebenfalls keine Impulse. „Die Energiewende steckt fest.“ Der nun vorgelegte Plan der Kohlekommission zur Beendigung der Kohleverstromung hat „unsere Sorgen nochmals drastisch erhöht“ Die Versorgungssicherheit werde damit aufs Spiel gesetzt, da unklar sei, wie die Bundespolitik die Erzeugungslücken schließen wolle. 
 
Der VBW lässt seit 2011 einen Energiewende-Monitoring vom Schweizer Beratungsunternehmen Prognos AG aus Basel erheben und fortschreiben. Wie Vize-Direktorin Almut Kirchner erläuterte, sei die Versorgungslage aktuell noch befriedigend in Bayern und Deutschland. Doch bei den anderen Parametern, die im Energiewende-Monitoring mittels eines Ampelsystem klassifiziert werden, zeigte sich viel rotes Licht. 
 
Qualität der Stromversorgung ist weiter hoch

So stehe bei der Bezahlbarkeit von Strom in Deutschland und Bayern die Ampel auf Rot. In den Kategorien Effizienz und erneuerbare Energien sei man ebenfalls weit von den gesteckten Zielen entfernt. Auch bei der Umweltverträglichkeit leuchtet laut Monitoringbericht die Ampel rot. So liegen beispielweise die CO2-Emissionen in Bayern 7 % über den anvisierten Planungswerten. 
 
Die Indikatoren zur Entwicklung der Energieeffizienz also Stromeinsparungen, Energieproduktivität und Primärenergieverbrauch, lägen alle außerhalb des Zielpfades, sagte Kirchner. „Sie bleiben im roten Bereich und haben sich im Vergleich zu 2016 sogar verschlechtert“ Die Treibhausgasemissionen hätten zum achten Mal in Folge über den Planwerten gelegen.
 
Positiv sei aber, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien 2017 im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen sei. „Das von der Bundesregierung festgelegte Ziel für das Jahr 2020 ist mit dem heutigen Anteil an erneuerbaren Energien bereits erreicht“, so die Vize-Direktorin. Ebenfalls positiv zu vermerken sei, dass die Qualität der Stromversorgung in Deutschland weiterhin sehr hoch bleibe. Die Stromausfallraten seien im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich oder Großbritannien gering. 
 
Das „7. Energiewende-Monitoring der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft“ kann auf der Internetseite des Verbandes heruntergeladen werden. 

 

In München wurde das 7. Energiewende-Monitoring des VBW vorgestellt.
Foto: Stefan Sagmeister/E&M

 

Stefan Sagmeister

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