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Enervie kann Kraftwerke vom Netz nehmen

Eine neue Netzanbindung soll den „Zwangseinsatz“ der Kraftwerke des Versorgers Enervie mit Sitz in Hagen ersetzen.
Die Netzbetreiber Amprion, AVU Netz GmbH, Westnetz, Enervie AssetNetWork (EAN) sowie die Bundesnetzagentur (BNetzA) haben sich auf eine Lösung für die zusätzliche Einspeisung in das Netz der EAN geeinigt, teilten die Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung am 20. Februar mit. Demnach besteht die technische Lösung in einer direkten Kopplung der 110-kV-Systeme von AVU Netz mit EAN in der Umspannanlage Herdecke sowie die Bereitstellung zusätzlicher Netzanschlusskapazität am 380 kV-Anschlusspunkt Dortmund-Kruckel von Amprion. Mit dieser neuen netztechnischen Anbindung werde der Zwangseinsatz von Kraftwerken der Enervie Gruppe zur Sicherstellung der Stromversorgung in der Region Südwestfalen ab Ende 2015 hinfällig.

Der Hintergrund des Streits: Die BNetzA hatte den Regionalversorger Enervie im Herbst 2014 verpflichtet – angesichts der Insellage des Hagener Stromnetzes – auch künftig drei konventionelle Kraftwerksblöcke mit einer gesamten Leistung von 680 MW als Reserve weiter zu betreiben. Ursprünglich wollte Enervie seine Kraftwerkssparte stilllegen. Der Regionalversorger sah daraufhin den Übertragungsnetzbetreiber in der Pflicht, für die Kosten des Weiterbetriebs aufzukommen, was Amprion jedoch ablehnte.

Um die Verluste zu kompensieren, musste Enervie nach eigenen Angaben die Netzentgelte daraufhin teils drastisch erhöhen. Als Grund nannte der Versorger „die Kosten, die der Zwangseinsatz der Kraftwerke zur Sicherung der Stromversorgung und Netzstabilität“ mit sich bringen. Am 11. Februar teilte Enervie schließlich mit, dass sich die Unternehmen auf eine technische Lösung geeinigt hätten. Der Sprecher konnte jedoch noch keine Details nennen. Für die energie-intensiven Betriebe sei die erzielte Lösung eine gute Nachricht: Die Sonderbelastung der Märkischen Region mit drastischen Steigerungen der Netzentgelte könnte laut Enervie damit ab 2016 abgefedert werden.

Parallel zur neuen Netzanbindung wird Amprion nach eigenen Angaben den im Energieleitungsausbaugesetz und im Netzentwicklungsplan für Südwestfalen vorgesehenen Ausbau ihres Höchstspannungsnetzes weiter vorantreiben.

Heidi Roider

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