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Breitbandausbau kann Unternehmensstabilität sichern

Steigende Datenübertragungsvolumina im Internet sorgen für weiteren Druck auf den Breitbandausbau in Deutschland. Für kommunale Energieversorger bietet sich dadurch ein neues innovatives Geschäftsfeld.
Es ist keine Frage mehr, warum und wie die Breitbandversorgung in Deutschland ausgebaut werden muss. Entscheidend ist jetzt das Wann und Wo. Mittel der Wahl ist die Glasfasertechnologie, so das Resümee einer Veranstaltung des Beratungsunternehmens Netzkontor Nord GmbH und des Ingenieurbüros Wasser- und Verkehrs-Kontor GmbH am 6. November in Neumünster.
Bis 2015 soll die Zahl der Glasfaseranschlüsse in Deutschland auf 9,1 Mio. Anschlüsse ansteigen, 2012 gab es in Deutschland 2,8 Mio. FTTx-Anschlüsse, erläuterte Wolfgang Heer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Glasfaserausbau e.V. Unter FTTx werden alle Arten von Glasfaseranschlüssen gebündelt. Drei Anschlussarten mit unterschiedlichen technischen Spezifikationen werden bei der Technologie unterschieden. Beim FTTC wird die Glasfaser in die Straße bis zum Bordstein verlegt, der Kundenanschluss erfolgt dann auf Kupferbasis über die letzte Meile. Technisch bedingt sind dabei Übertragungsraten bis zu 50 Mbit/s möglich. Fibre to the Building, kurz FTTB, liefert den Netzwerkanschluss auf Glasfaserbasis bis ins Haus und ermöglicht Geschwindigkeiten bis zu 100 Mbit/s. Noch schneller geht es mit FTTH, dem Glasfaseranschluss bis in die Wohnung, der bis zu 10 000 Mbit/s verspricht. „Mittel- bis langfristig ist nur ein Ausbau als FTTB oder FTTH sinnvoll“, betonte Heer. In diesem Marktsegment erwartet der Verband für 2014 in Deutschland rund 1,6 Mio. Anschlüsse.

Angesichts der hohen Investitionskosten kritisierte Heer die regional sehr unterschiedlichen Breitbandförderungen. Nordrhein-Westfalen will als bevölkerungsreichstes Bundesland den Breitband Ausbau in den nächsten drei Jahren mit jährlich nur 7 Mio. Euro fördern. Bayern dagegen habe ein 1,5 Mrd. Euro schweres Förderprogramm aufgelegt. Hier seien inzwischen fast 100 Projekte aufgenommen worden. Allerdings seien die Förderbedingungen oftmals an bestimmte Auflagen wie die Betriebsgröße oder die Mitarbeiterzahl gebunden, kritisierte Heer. Damit würden große Telekommunikationskonzerne bevorzugt, während neue Anbieter kaum eine Chance hätten.

Dass es aber gerade für Stadtwerke lukrativ sein kann, die Breitbandversorgung als neues Geschäftsfeld aufzubauen, erläuterte Matthias Trunk, Geschäftsführer der Stadtwerke Neumünster. Der Kommunalversorger hat inzwischen rund 10 % der Landesfläche Schleswig-Holsteins in seinen Ausbauplänen und will jährlich 7 Mio. Euro in den Glasfaserausbau investieren. Trunk setzt dabei auf die Kernkompetenzen des Unternehmens als Infrastrukturdienstleister und die Erfahrungen im Massengeschäft als Strom-, Wasser- und Wärmeversorger. „Für uns sind innovative Geschäftsfelder nötig, um die Unternehmensstabilität zu sichern“, brachte Trunk die Vorteile auf den Punkt. Ohnehin ist die Breitbandversorgung eine systemische Infrastruktur, meint auch Steffen Maretzke vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumplanung. Seiner Meinung nach gefährdet die aktuelle Regionalstruktur der Breitbandversorgung die langfristige Sicherung des Leitbildes der gleichwertigen Lebensbedingungen in den deutschen Regionen. Maretzke sprach sich deshalb für eine Verbesserung der Finanzierung von Glasfasernetzen und die Unterstützung regionaler und kommunaler Breitband-Initiativen aus.

Für die Branche besteht Handlungsbedarf: Von 2008 bis 2014 ist der Datenverkehr am Internetknoten DE-CIX in Frankfurt um 600 % gestiegen und erreicht nun 3 TBit/s. Bis 2018 rechnet der Betreiber mit einer weiteren Verdreifachung des Datenaufkommens.

Kai Eckert

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