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Behörden und VDE schalten sich in Zähler-Diskussion ein

Falsch messende Zähler, wie bei einer Untersuchung in den Niederlanden, könnten den Smart Meter Rollout bremsen. VDE und Physikalisch-Technische Bundesanstalt sehen jedoch keine Gefahr.
Anfang März dieses Jahres hatte die Universität Twente in den Niederlanden mit einer Studie für Aufsehen gesorgt. Ihren Erkenntnissen zufolge können in bestimmten Situationen, bei denen es zu einem sogenannten Oberschwingungsgehalt im Bereich zwischen 2 und 150 kHz kommt, Messfehler bei Smart Metern auftreten. Beispielsweise der Einsatz von Dimmern, Energiesparlampen oder auch die Einspeisung von Solarenergie könnten Auslöser dafür sein.

Vor diesem Hintergrund erklärt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), in Deutschland seien erstmals 2007 Zähler mit messtechnischen Problemen aufgefallen. „Physikalisch-Technische Bundesanstalt und Eichbehörden sind daraufhin unmittelbar aktiv geworden, um mit dem betroffenen Hersteller Lösungen zur Verhinderung von Fehlmessungen zu finden“, heißt es in einer Stellungnahme der Behörde.

Die Fehlersuche und die Beseitigung der Fehler hätten schließlich zur Formulierung neuer Normen geführt. Das heißt, die Prüfanforderungen für Stromzähler wurden um eine Reihe von Grenzwerten ergänzt. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Die Prüfstellen für die Zulassung von Zählern und die zuständigen Behörden wissen Bescheid, sind sensibilisiert und kümmern sich darum, dass keine Zähler, die Messfehler zulassen, auf den Markt kommen.

Seit 2010, nachdem sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene Lösungen für die Normungslücke gesucht und gefunden wurden, könnten falsche Messungen mit elektronischen Zählern mit ausreichender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Deshalb geht man bei der PTB davon aus, „dass bei den in Deutschland eingesetzten und für den Einsatz vorgesehenen Zählern, über einen Abrechnungszeitraum betrachtet, die gesetzlich vorgegebenen Verkehrsfehlergrenzen nicht überschritten werden“. Den Smart Meter Rollout sieht die Behörde durch die Ergebnisse der niederländischen Wissenschaftler nicht gefährdet.

Dennoch nimmt sie deren Veröffentlichung ernst und bittet die Zählerhersteller, die seit 2010 eine sogenannte Baumusterprüfbescheinigung von der PTB erhalten haben, um eine Stellungnahme zur Studie. Darüber hinaus kündigte sie an, sie werde die für die Marktüberwachung zuständigen Eichbehörden „bei ihren zu erwartenden Aktivitäten messtechnisch unterstützen“.

Die für den Rollout vorgesehenen Zähler sind nach Angaben der PTB Geräte, bei deren Entwicklung das Ausmaß und die Bedeutung der früheren Normungslücke den Herstellern bekannt gewesen seien. Ob weitere Anpassungen der Normen vorgenommen werden müssen, will die Behörde entscheiden, nachdem die Verfasser der Studie weitere Details zu ihrer Untersuchung bekannt gegeben haben.

Auch das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (FNN/VDE) hat auf die niederländische Studie reagiert und erklärt, für den anstehenden Rollout habe das FNN einen Basiszähler definiert, der dem „Leitfaden zur Bewertung der Zuverlässigkeit und Messbeständigkeit von Elektrizitätszählern und Zusatzeinrichtungen“ entspreche. Dieses Dokument sei nach umfangreichen Untersuchungen zur erkannten Normungslücke im Jahr 2010 erstellt worden.

Bisher sind dem VDE nach eigenen Angaben keine Fehlmessungen von Geräten bekannt, die nach dem FNN-Lastenheft entwickelt wurden. Zähler, die die obligatorische Zuverlässigkeitsprüfung absolviert hätten, hätten ihre Widerstandsfähigkeit gegen die von den niederländischen Autoren beschriebenen Störgrößen bewiesen. Gleichwohl wollen auch die Experten des VDE die Ergebnisse der Studie genau prüfen.
 

Fritz Wilhelm

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