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Zeitkorridor für Zwei-Grad-Ziel wird eng

Laut UN-Umweltprogramm hatte die Menschheit zu Jahresbeginn noch ein verfügbares Emissionsbudget von 800 Mrd. t CO2-Äquivalent, um die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen.
Der Zeitrahmen zur Abwendung einer unvermeidbaren Klimakatastrophe wird immer enger. Nach Berechnungen des UN-Umweltprogramms UNEP bleiben der Menschheit nur noch zwölf Jahre, um das in Paris festgelegte Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, noch erreichen zu können. Von derzeit 52,7 Mrd. t CO2-Äquivalent werden die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 auf 53 Mrd. t steigen. Dann wären 80 % des zur Verfügung stehenden Emissionsbudgets aufgebraucht, das eingehalten werden muss, wenn die Erderwärmung im Mittel auf unter zwei Grad begrenzt werden soll. Die Emissionen müssen deshalb schnell und zügig sinken, danach sieht es momentan aber noch nicht aus. Zwar würden die Emissionen seit 2014 nahezu konstant bleiben, die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre ist im letzten Jahr aber auf 403,3 ppm (Teilchen CO2 pro 1 Mio. Teilchen Luft) angestiegen und hat damit nach Angaben der UN-Meteorologieorganisation WMO den höchsten Wert seit Beginn der Menschheit erreicht.

„Wir tun bei Weitem nicht genug“, mahnt UNEP-Chef Erik Solheim. Seiner Analyse zufolge reichen die Selbstverpflichtungen der Staaten im Pariser Klimavertrag nicht aus, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Selbst wenn die Staaten ihre Selbstverpflichtungen einhalten würden, würde sich die Durchschnittstemperatur der Erdatmosphäre gegenüber der vorindustriellen Zeit um 3 Grad erhöhen und eigentlich war in Paris vereinbart worden, den Anstieg der Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Für die Einhaltung des Zwei-Grad-Zieles müssten die Emissionen bis 2030 auf 42 Mrd. t CO2-Äquivalent reduziert werden, die bisherigen Klimazusagen der Staaten würden dieses Ziel um 11 bis 13,5 Mrd. t verfehlen. „Es besteht dringend Bedarf, die kurzfristigen Maßnahmen zu beschleunigen und die langfristigen Ziele ehrgeiziger zu gestalten“, heißt es deshalb im Emissions Gap Report, den das UN-Umweltprogramm in Genf vorgestellt hat. Der Bericht zeigt auf, wie dies gelingen kann: „Zwischen 80 und 90 Prozent der weltweiten Kohlereserven müssen im Boden bleiben“, für Öl (35 %) und Gas (50 %) legt der Emissions Gap Report die Schwellenwerte deutlich niedriger an. Ein weitgehender Kohleausstieg bis 2030 würde aber nicht ausreichen, um die Lücke von 11 Mrd. t zu schließen. UNEP schlägt deshalb einen massiven Ausbau der Solar- und Windenergie, energieeffizientere Haushaltsgeräte und Autos sowie einen Stopp der Entwaldung und sofortige Wiederaufforstung geeigneter Flächen vor. Dadurch ließen sich die Emissionen bis 2030 um 15 bis 22 Mrd. t reduzieren und das „mit bescheidenen Kosten und bewährten Politikansätzen“.

Der 116 Seiten umfassende Emissions Gap Report kann in englischer Sprache als PDF-Datei unter www.unep.org abgerufen werden

 

Kai Eckert

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