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Wachstumspotenzial für Energiedienstleistungsmarkt

Die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) hat eine Studie zum aktuellen Stand und zu den Entwicklungsperspektiven des Marktes für Energiedienstleistungen in Deutschland veröffentlicht.
Für die von der Prognos AG, dem IFEU-Institut und der Hochschule Ruhr-West erstellte Studie wurden Erhebungen zu den Teilmärkten Energieberatung/Energieaudits, Energiemanagement und Energie-Contracting durchgeführt. Im Ergebnis wurden dabei für alle betrachteten Teilmärkte erhebliche Wachstumspotenziale ermittelt.

So wird das Marktvolumen für Energiemanagement-Dienstleistungen insgesamt grob mit 250 bis 500 Mio. Euro Umsatz pro Jahr abgeschätzt – „mit weiter wachsender Tendenz“. Damit liegt es laut der Studie in etwa im Bereich des Marktvolumens von Energieberatungen. 25% des Energiemanagement-Aufwands von Unternehmen wird demnach für Dienstleistungen zum Energiemanagement ausgegeben, 75% sind interner Aufwand.

Die Dienstleistungen umfassen dabei Energiemonitoring bzw. Energiecontrolling, Dienstleistungen rund um die Gebäudeleittechnik / Gebäudeautomation, wozu auch entsprechende Mess-, Regel- und Steuertechnik zählt, außerdem Dienstleistungen zum – oft zertifizierten – Energiemanagement im engeren Sinne als kontinuierlichem Verbesserungsprozess (Software, Beratung, Zertifizierung). „Diese Bereiche sind nicht immer eindeutig abgrenzbar“, heißt es dazu und sie seien oft Teil eines umfassenderen Technik- oder Dienstleistungspakets. „Das Angebot ist durch große Heterogenität der Dienstleistungen und der dahinter stehenden Anbieter gekennzeichnet.“ Die Erhebung genauer Zahlen ist daher schwierig.

Hemmnis fehlender Handlungsdruck und Heterogenität des Angebots

Die Nachfrage nach Energiemanagement-Dienstleistungen steigt laut den Angaben mit der Größe des Unternehmens bzw. der Größe einer Kommune. Sie ist vor allem durch dadurch erreichbare Energiekostensenkungen und die Nutzung gesetzlicher Regelungen wie der Reduktion der EEG-Umlage oder dem Spitzenausgleich bei der Energie- und Stromsteuer motiviert. „Im Bereich der privaten Haushalte hingegen erscheinen die Transaktionskosten für Energiemanagement-Dienstleistungen derzeit noch zu hoch“, wird konstatiert.

Hemmnis im Markt ist laut der Studie vor allem fehlender Handlungsdruck bei den Unternehmen. Sie fokussierten sich eher auf ihr Kerngeschäft, heißt es dazu. Hinzu komme die Schwierigkeit, die Dienstleistungsangebote zu beurteilen, was an der Heterogenität von Angeboten, deren Umfang und Preisen liege. Das Problem besteht also auf der Nachfrageseite. „Vor diesem Hintergrund ist gezielt darüber nachzudenken, wie eine Beförderung der Märkte stärker von der Nachfrageseite her zu erreichen ist, insbesondere wie die potenziellen Adressaten stärker in den Markt und ggf. stufenweise in unterschiedliche Leistungstiefen und Produkte hinein geführt werden können, sodass der Umgang mit diesen Produkten zur Selbstverständlichkeit wird“, lautet die Emfpehlung.
 
Contracting mit 3 bis 4 Mrd. Euro Marktvolumen

Im Contracting-Bereich umfassen die Angebote im Wesentlichen Energieliefer-Contracting (ELC) und Energiespar-Contracting (ESC). Finanzierungs- und Betriebsführungs-Contracting spielen aber im Vergleich „eine deutlich untergeordnete Rolle, sowohl was die möglichen Einsparpotenziale wie auch die Verbreitung betrifft“. ELC ist demnach das überwiegend verbreitete Angebot. Mit etwa 3 bis 4 Mrd. Euro Marktvolumen stellt der Contracting-Markt im Vergleich zu Energieberatungen und Energiemanagement derzeit den größten Energiedienstleistungsmarkt dar. Hier hatte es in den vergangenen Jahren ein stetiges Marktwachstum um 10 % und mehr gegeben, 2011 fiel das Markwachstum erstmals einstellig aus.

„Aktuelle Hemmnisse bestehen in Form von gesetzlichen Regelungen, die die Wirtschaftlichkeit von Contracting gegenüber einer Versorgung in Eigenregie benachteiligen“, heißt es weiter. Dazu kämen Informationsdefizite und fehlende Ressourcen auf Kundenseite, die eine weitere Verbreitung des Contracting, insbesondere des Energiespar-Contractings, behindern.

Staatliche Regelungen beeinflussen die Dynamik

Als Fazit wird festgehalten, dass die „noch jungen“ Märkte für Energiedienstleistungen in Zukunft tendenziell wachsen werden. „Allerdings ist die Dynamik nicht verlässlich und immer noch stark von staatlichem Handeln abhängig.“ Das gelte sowohl für förderliche Eingriffe wie etwa bei positiven Effekten des Spitzenausgleichs und der EEG-Härtefallregelung wie auch für hemmende Effekte, beispielsweise im Mietrecht oder bei der Behandlung der EEG-Umlage. Zudem hätten kostenlose staatliche Angebote einen Verdrängungseffekt.

Die Tatsache, dass Deutschland über einen weit entwickelten Markt für Energiedienstleistungen verfügt, dem gute Wachstumsperspektiven attestiert werden „bestätigt, weiter vorrangig auf den Markt und nicht auf Zwang zu setzen“, heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), dem die Bundesstelle für Energieeffizienz untersteht und beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle angesiedelt ist. Gleichzeitig sei es wichtig, Hemmnisse für die weitere Marktentwicklung gezielt anzugehen und das bestehende Instrumentarium zur Steigerung der Energieeffizienz weiter zu optimieren.

Das BMWi kündigt an, sich im Rahmen der Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie „weiterhin für den Kurs einer markt- und technologiegetriebenen Steigerung der Energieeffizienz“ in Deutschland einzusetzen. Hierzu wird auf das vom Ministerium initiierte Dialogforum Energieeffizienz verwiesen, das sich mit der Identifizierung und Überwindung von Hemmnissen bei der Steigerung der Energieeffizienz befasst. Hierbei sollen die Ergebnisse der Marktstudie einbezogen werden.

Die Studie ist zu finden unter:
http://www.bmwi.de/DE/Mediathek/publikationen,did=583888.html

Angelika Nikionok-Ehrlich

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