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Studie sieht Frankreich bei Investitionsbedingungen vorne

Frankreich, Deutschland und Großbritannien betrachtet der Klimamonitor des Allianz-Konzerns als besonders attraktive Standorte, wenn es um regenerative Energien geht.
Die Studie beschäftigt sich mit der Lage der Erneuerbaren in den G-20-Staaten. Für das Ranking zum Investitionsklima, bei dem Frankreich jetzt Deutschland vom ersten Platz verdrängt hat, werden die Themenkomplexe Politik, Ökonomie und Technik unter die Lupe genommen. Gibt es beispielsweise langfristige Ausstiegsszenarien bei der Kohleverstromung oder lassen die wirtschaftlichen Bedingungen eines Landes Investitionen in den Umbau der Energiewirtschaft zu. Auch Fragen wie etwa, ob es marktreife Technologien gibt, oder die nötigen Netzstrukturen vorhanden sind, spielen eine Rolle.

Die Hauptgründe, warum Deutschland nach zwei Jahren den Platz eins räumen musste, sieht die Untersuchung zum einen darin, dass Frankreich bessere Langfriststrategien für den Weg hin zu den erneuerbaren Energien hat. Negativ bei der Einstufung Deutschlands haben sich auf der anderen Seite die aktuellen politischen Rahmenbedingungen für Photovoltaik und Windenergie ausgewirkt, wie Allianz-Sprecherin Anja Rechenberg gegenüber E&M erläuterte: „Durch die Umstellung von festen Fördersätzen auf Ausschreibungsverfahren geht der Zubau bei der Windkraft zurück.“

Darüber hinaus beschäftigt sich der Klima- und Energiemonitor 2018 mit dem Kapitalbedarf, der nötig wäre, um die Klimaschutzziele zu erreichen und die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Für alle G-20-Staaten wären das bis 2050 jährlich 886 Mrd. US-Dollar. Insgesamt, so heißt es, hätten sich die Investitionsbedingungen für Erneuerbare grundsätzlich verbessert. Indien und China zum Beispiel würden stabilere Rahmenbedingungen für Kapitalgeber bieten als noch im Vorjahr.

Als Zweitplatzierter weise Deutschland mit 34 % im Jahre 2017 einen im internationalen Vergleich hohen Anteil regenerativer Energien im Strommix auf. Wegen der Umstellung auf das Auktionssystem erwartet Jan Burck von Germanwatch und Co-Autor des Monitors, für 2018 aber nahezu eine Halbierung der Investitionen bei der Windenergie.

Die neu installierte Windkraftkapazität stieg laut Studie von 5 000 MW 2016 auf knapp 6 300 MW im Folgejahr, die Kapazität bei der Solarenergie nahm um rund 200 MW auf knapp 1 700 zu. Dabei flossen rund 14,6 Mrd. US-Dollar in den Ausbau alternativer Energien. Zum Erreichen der Klimaziele sehen die Experten Deutschland allerdings mit 22,2 Mrd. gefordert.

Die USA sind in der Wertung um zwei Plätze auf den neunten Rang zurückgefallen. Die Autoren nennen als Grund dafür negative politische Schritte, die es den Erneuerbaren schwer machen, zum Beispiel Importzölle auf Solarzellen. 2017 wurde ein Drittel weniger Photovoltaik- und Windkraftanlagen gebaut als im Vorjahr. Auch beim Geld bleibt das Land weit zurück: Die Investitionen lagen bei 57 Mrd. US-Dollar, nötig wären aber 158.

China, das hinter Italien Rang fünf einnimmt, war mit Investitionen von 133 Mrd. US-Dollar dabei. Das Land würde aber 314 Mrd. US-Dollar pro Jahr benötigen, um auf dem Stromsektor den Weg in Richtung Pariser Klimaziele zu beschreiten. In Indien verdoppelte sich zwar der Ausbau der Solarenergie im Jahr 2017, mit 11 Mrd. wird aber nur ein Bruchteil der geforderten Summe von 160 Mrd. US-Dollar erreicht.

Die Analyse wurde von der Allianz, dem New Climate Institut und Germanwatch im dritten Jahr aufgelegt. Der Versicherer hat sich als eines der ersten Unternehmen der Branche ebenfalls konkrete Klimaziele gesetzt: Kohlebasierte Geschäftsmodelle sollen im Kundenportfolio der Versicherung und bei der Anlage der Versichertengelder bis 2040 schrittweise auslaufen.

Germanwatch engagiert sich als Umwelt- und Entwicklungsorganisation für den Erhalt der Lebensgrundlagen und beobachtet Klimapolitik und Energiewende. Das New Climate Institut ist aktiv an der Gestaltung von Klimapolitik aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse beteiligt. Sein Schwerpunkt liegt auf der Bewertung klimapolitischer Maßnahmen.

 

Günter Drewnitzky

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