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Stadtwerke setzen weiter auf Kooperation

Energieversorger erwirtschaften im Strom- und Gasvertrieb noch vergleichsweise stabile Renditen, tun sich aber schwer mit dem Erschließen neuen Geschäfts, zeigt eine aktuelle Studie.
„Durch die zunehmende Regulierung, aber auch durch die fortschreitende Digitalisierung und den steigenden Wettbewerb werden die Ergebnisse der Energieversorger in der Zukunft voraussichtlich sinken“, prognostiziert die gerade vorgestellte Studie „Stadtwerke 2030“. Experten der Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers GmbH (PWC) haben dafür mit Unterstützung des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) Geschäftsführer und Vorstände von Stadtwerken zum aktuellen Marktumfeld und zu ihren Erwartungen befragt.

Was die Entwicklung des Vertriebs von Strom und Gas, also ihres bislang zentralen Geschäfts, angeht, äußern sich die Stadtwerkechefs nicht sehr zuversichtlich. Fast drei Viertel der Befragten erwarten im Privatkundenvertrieb einen Rückgang der Margen aufgrund steigender Wettbewerbsintensität. Etwa 60 % der Befragten sehen sogar Risiken im Vertrieb. Dennoch gehen aber nur 16 % davon aus, den Vertrieb aufgeben zu müssen.

Die Digitalisierung des Vertriebs wird von Stadtwerken nicht nur als Fortschritt bewertet. Rund 35 % der Befragten sehen den dadurch drohenden Verlust an direkten Kundenbeziehungen als große Herausforderung, 40 % erwarten eine sinkende Loyalität der Konsumenten zu ihren Lokalversorgern.

Wie die Studie weiter ausführt, sehen die Stadtwerkechefs auch im Industrie- und Gewerbekundenvertrieb einem intensiven Wettbewerb und niedrigen Margen entgegen, wollen aber als Vollsortimenter nicht auf dieses Segment verzichten. Im Energiehandel erwarten sie „künftig mehr Risiken als Chancen“.

Rückläufige Ergebnisse auch im Netzgeschäft

Die PWC-Untersuchung lässt beim Blick auf andere Geschäftsfelder wenig Spielraum für Stadtwerke erkennen. Für die konventionelle Stromerzeugung existiere im aktuellen Marktumfeld kaum ein Geschäftsmodell, die regenerative Erzeugung werde zwar positiver gesehen, der intensive Wettbewerb mit Finanzinvestoren und branchenfremden Marktteilnehmern resultiere allerdings in rückläufigen Renditen, die viele Versorger als nicht mehr ausreichend erachteten.

Auch im regulierten Netzbereich, dem Ergebnis- und Werttreiber deutscher Energieversorger, erwarteten die Unternehmen wegen sinkender kalkulatorischer Eigenkapitalzinsen, wegen des nötigen Um- und Ausbaus der Netze und wegen des steigenden Regulierungsdrucks abnehmende Ergebnisbeiträge.

So schwer es also aktuell fällt, ein lukratives Geschäftsfeld für die Zukunft zu erkennen, so ernüchternd ist der Blick auf das bisher an Veränderung Erreichte: Trotz fortschreitender Energiewende und Digitalisierung sei „der radikale Wandel in der Energiebranche bislang ausgeblieben“, heißt es in der Stadtwerke-Studie. Neue Geschäftsmodelle seien nur in Ansätzen erkennbar. „Ein innovatives, digitales und disruptives Geschäftsfeld, welches idealerweise auch im Kompetenzbereich der Energieversorger liegt, wurde bislang nicht gefunden.“

Wachsende Aufgaben meistern und neue Geschäftsfelder erschließen lassen sich nach Einschätzung der für die Studie befragten Geschäftsführer und Vorstände am effektivsten in Kooperationen. Als Hindernisse für Kooperationen benennen sie das Gemeinderecht, den Regulierungsrahmen, aber auch schlechte Erfahrungen und Furcht vor dem Verlust unternehmerischer Freiheit.

Peter Focht

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