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Keine Korruption bei EWE Netz in Oldenburg

Korruptionsvorwürfe gegen EWE Netz und zwei Manager sind vom Tisch – eine Untersuchung hat jedoch Schwachstellen im internen Kontrollsystem des Oldenburger Energiekonzerns aufgedeckt.
Die Korruptionsvorwürfe gegen EWE Netz haben sich nicht bestätigt. Das ergab eine Untersuchung durch die vom EWE-Aufsichtsrat beauftragte unabhängige Prüfungsgesellschaft KPMG. Die im Frühjahr öffentlich gewordenen anonymen Vorwürfe gegen die Netztochter des Oldenburger Energieversorgers EWE AG seien „schlicht und einfach haltlos“ gewesen, erklärte EWE-Aufsichtsratschef Bernhard Bramlage nach der abschließenden Diskussion der Untersuchungsergebnisse im Aufsichtsrat.

Das Gremium sieht damit auch die beiden EWE-Manager Timo Poppe und Torsten Maus, die im Zusammenhang mit den Korruptionsvorwürfen als Verantwortliche in die Schlagzeilen geraten waren, als entlastet an. Poppe, Vorstand der EWE-Tochter SWB AG in Bremen, war zu der in Frage kommenden Zeit Generalbevollmächtigter für Infrastruktur bei EWE und Aufsichtsrat bei EWE Netz, Maus war und ist Geschäftsführer der Netzgesellschaft. Der EWE-Aufsichtsrat habe den beiden Managern sein uneingeschränktes Vertrauen ausgesprochen, einer weiteren vertrauensvollen Zusammenarbeit mit ihnen stehe nichts mehr im Weg, so Bramlage.

Den beiden Managern wird auch nicht zur Last gelegt, dass Zuschläge von etwa 20 Mitarbeitern bei EWE Netz steuerlich und sozialversicherungsrechtlich nicht korrekt abgewickelt wurden, wie die KPMG-Untersuchung bestätigte. Der Ursprung dieses Problems liege nicht bei EWE Netz, sondern bei der EWE AG, deshalb seien Maus und Poppe nicht dafür verantwortlich, stellte Bramlage fest. Der Finanzverwaltung sei jedoch kein Geld vorenthalten worden. EWE arbeite außerdem mit dem Finanzamt an einer abschließenden Lösung, so ein Sprecher des Unternehmens.

Internes Kontrollsystem mit Schwachstellen

Unzufrieden zeigte sich Bramlage nach Abschluss der Untersuchungen darüber, dass offensichtlich das interne Kontrollsystem zur Überwachung und Überprüfung von Geschäftsvorgängen bei EWE Schwachstellen aufweist. Auch das hatten die KPMG-Prüfer festgestellt. Der Aufsichtsratschef kündigte an, die Mängel schnellstmöglich zu beseitigen. Eine funktionierende Compliance sei eine wichtige Grundlage für die Geschäftstätigkeit von EWE.

Wie das Unternehmen bestätigte, hat der Vorstand in den vergangenen Monaten bereits umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Compliance-Organisation und die Kontrollmechanismen zu verbessern. Für den Bereich Compliance, der künftig als eigenständiger Teil im Ressort des Vorstandsvorsitzenden geführt werden soll, seien bereits neue Mitarbeiter eingestellt worden, so der Sprecher. Alle Unternehmensmitarbeiter seien künftig verpflichtet, an Compliance-Schulungen teilzunehmen.

Als seine wichtigste Aufgabe für die nächsten Monate sieht der Aufsichtsrat nun die Neubesetzung der vakanten Positionen des EWE-Vorstandsvorsitzenden und der Vorstände für Personal sowie Infrastruktur und Netze. Bramlage kündigte an, noch in diesem Jahr die „wesentlichen Weichenstellungen“ treffen zu wollen.

Damit ist dem Vernehmen nach gemeint, dass erst einmal mit Nachdruck nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden gesucht wird, der möglichst rasch die Nachfolge des zu Jahresbeginn geschassten Matthias Brückmann antreten soll. Als nicht ausgeschlossen gilt, dass die rehabilitierten Manager Poppe und Maus, die wegen der Korruptionsvorwürfe ihre Kandidatur für die zwei seit Ende letzten Jahres vakanten Vorstandspositionen zurückgezogen hatten, doch noch in das Führungsgremium aufrücken könnten.

Peter Focht

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