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Große Kosteneinsparung bei CCS ist machbar

Bei der Abgasreinigung von Kohlekraftwerken durch CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) kann durch industrielle Skalierung eine große Kostenreduktionen erzielt werden, so eine Studie.
Im 115-MW-Kraftwerk Boundary Dam 3 (BD3) des kanadischen Energieversorgers Sask Power ging 2014 die weltweit erste voll integrierte industrielle CCS-Anlage für ein Kohlekraftwerk in Betrieb. Die Kosten beliefen sich auf umgerechnet rund 1 Mrd. Euro. Sein Ziel von einer CO2-Einsparung von rund 1 Mio. Tonnen hat BD3 im laufenden Betrieb noch nicht ganz erreicht. Trotzdem gilt der Versuch als gelungen, Sask Power plant daher auch die Umrüstung eines größeren Kraftwerks in der 300 MW-Klasse. Eine Studie bezüglich der geplanten Umrüstung der Shand Power Station in der Provinz Saskatchwan ergab nun erstaunliche Zahlen. 

Die mit der Studie beauftragten Experten des International CCS Knowledge Centre im schottischen Edinburgh kamen zu dem Schluss, dass bei einer Umrüstung von Shand die Kapitalkosten für das CCS im Vergleich zum Vorgänger BD3 um 67 % gesenkt werden können. Dadurch würde der Preis für CCS auf etwa 40 Euro pro Tonne CO2 sinken. 

Als Gründe für diese große Preisreduktion nennen die Experten neben den allgemeinen Erfahrungen, die mit BD3 gemacht wurden, und einer reduzierten Prozesskomplexität vor allem erzielbare Skaleneffekte durch einen modularen Ansatz der wesentlich größeren Anlage in Shand. Sie soll mit 2 Mio. Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr die doppelte Kapazität bieten.

Ein weiteres Kostensenkungspotenzial bietet der geplante Verkauf der im Kraftwerk anfallenden Flugasche an Betonwerke. Bei einem Menge von rund 140 000 Tonnen Flugasche pro Jahr könnten zudem in der Betonindustrie 125 000 Tonnen an CO2 vermieden werden, wodurch das Shand-Kraftwerk sogar CO2-negativ werden könnte. 

Bei BD3 wurde das nach der Verbrennung (post combustion) in einer Aminwäsche aus dem Abgas abgetrennte CO2 in der Ölgewinnung verwendet oder testweise in eine Saline gespeichert.

In Deutschland wurde das Thema CCS Ende September 2018 durch ein Positionspapier der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) aus seinem Dornröschenschlaf geholt. Ohne CCS im industriellen Maßstab, so der Tenor der Experten, sei Deutschland nicht in der Lage, seine Klimaziele einzuhalten.

CCS wurde bereits vor Jahren in Deutschland als Maßnahme zur CO2-Reduktion von Kohlekraftwerken intensiv diskutiert. Allerdings verschwand das Thema wieder aus der öffentlichen Debatte. Der Grund war vor allem die mangelnde Wirtschaftlichkeit. Dazu kam eine öffentliche Ablehnung der Speicherung im Boden aufgrund der möglichen Gefahr geologischer Veränderungen bei der Verpressung von CO2 unter hohem Druck.

Die Studie mit dem Titel „Summary for Decision Makers on Second Generation CCS“ kann als englischsprachiges PDF auf der Website des International CCS Knowledge Center heruntergeladen werden. 

Peter Koller

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