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Glasfaser ist die Zukunft

Der mangelhafte Wettbewerb ist nach Einschätzung von Experten der Hauptgrund für den schleppenden Glasfaserausbau in Deutschland. Nun sind Wirtschaft und Politik gefragt.
Deutschland droht die digitale Zukunft zu verschlafen. „Viele mittelständische Unternehmen sind in ihren Branchen Weltmarktführer und sitzen in Regionen, die deutliche Defizite im Breitbandausbau haben“, konstatierte Mario Ohoven, Präsident der Mittelstandsverbände BVMW und CEA-PME, zum Auftakt der Glasfasermesse des Bundesverbandes Breitbandkommunikation e.V (Breko) am 25. April in Frankfurt. Ohoven forderte einen umfangreichen Ausbau des Fibre to the Home (FTTH) und des Fibre to the Building (FTTB). Nur solche direkten Glasfaserzugänge seien die einzige Infrastruktur, um die heutigen und künftigen Anforderungen an Breitbandgeschwindigkeiten zu erfüllen, sagte Ohoven. Der Mittelstandsvertreter betonte, dass es nach wie vor zu viel zu viele Gesetze auf nationaler und europäischer Ebene gäbe, die die Digitalisierung ausbremsen. Von den kommunalen Netzbetreibern forderte er, den Glasfaserausbau weiter voranzutreiben, damit der Mittelstand die Potenziale der Digitalisierung voll ausschöpfen kann. Die politischen Vorgaben zum Breitbandausbau würden bei weiten nicht ausreichen. Ohne einen ausgedehnten Infrastrukturausbau werde es den Mittelstand 4.0 nicht geben, fasste Ohoven zusammen.

Zuvor hatte bereits der Internet-Unternehmer Ibrahim Evsan skizziert, wie die digitale Transformation das gesamte Wirtschafts- und Gesellschaftssystem grundlegend verändern wird. Seine Thesen untermauerte Staffan Ingvarsson, Vorstand beim kommunalen Stockholmer Netzbetreiber Stokab. Bereits frühzeitig habe man in der schwedischen Hauptstadt auf einen flächendeckenden Glasfaserausbau gesetzt. Heute seien 99 % der Stadtfläche mit Glasfaserleitungen abgedeckt, 90 % der privaten Haushalte und fast alle gewerblichen Gebäude sind an das Glasfasernetz angeschlossen. Durch den Ausbau konnte Stockholm eine regionale Wertschöpfung in Höhe von umgerechnet rund 1,67 Mrd. Euro erwirtschaften. Den nur schleppenden FTTH/B-Ausbau in Deutschland sieht Ingvarsson vor allem im geringen Wettbewerb begründet.

Vom 25. bis 26. April sind rund 1 450 Branchenvertreter und etwa 160 Aussteller in Frankfurt zusammengekommen, um über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen beim Breitbandausbau zu diskutieren. Den Startschuss für die Veranstaltung hatte Dorothee Bär (CSU) gegeben. Die Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gab ein klares Plädoyer für eine Glasfaserstrategie auf Bundesebene ab. „Wo es möglich ist, wollen wir Projekte beschleunigen“, sagte Bär. Ihren Angaben zufolge seien bislang 1 500 Förderbescheide für Planungs- und Beratungsdienstleistungen bewilligt worden, zudem seien 340 Bescheide für konkrete Infrastrukturprojekte erteilt worden. „94 Prozent der Investitionen fließen in Glasfaser-Infrastruktur“, sagte Bär. Allerdings zählt die Bundesregierung dabei meist auch solche Projekte hinzu, bei denen die Glasfaserkabel nicht direkt in die Häuser gelegt werden, sondern nur den Verteiler an der Straßenecke erreichen. Bei diesen sogenannten VDSL-Leitungen wird der Datenverkehr über die bestehenden Kupferleitungen zu den Endverbrauchern geleitet. Technisch sind die Übertragungsraten hierbei begrenzt, allerdings können damit wichtige Voraussetzungen für den weiteren Ausbau der Netze gelegt werden. Bär forderte die Konferenzteilnehmer auf, vor der Bundestagswahl auf die Parteien zuzugehen und entsprechende Ziele einzufordern. Noch sei das Thema Glasfaser in vielen Parteiprogrammen nicht verankert, so Bär.

Für den Breko-Präsidenten und Sprecher der Geschäftsführung der Oldenburger EWE Tel, Norbert Westfal, ist die Sache dagegen klar: „Nehmen wir das Heft jetzt in die Hand: Nur Glasfaser bis zum Endkunden ist das richtige Modell“.

Kai Eckert

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