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Eine Person, halber Tag

Solarwatt wirbt mit Einfachheit und will mit Qualität punkten.
Einfach, ganz einfach, sollen es Installateure und Kunden haben. Dies ist die Leitlinie, an der sich Olaf Wollersheim und seinen Mitarbeitern bei der Entwicklung des neuen Heimspeichers von Solarwatt orientiert haben. Es sei sozusagen ein Speicher von Installateuren für den Massenmarkt. „Wir haben genau zugehört“, sagt der Geschäftsführer von Solarwatt Innovation. „Wie muss ein Speichersystem aussehen, mit dem Installateure den Massenmarkt bedienen können?“ Das sei die Ausgangsfrage gewesen. Die Antwort stellte Wollersheim bei der diesjährigen Intersolar im Rahmen Speichermesse EES vor. Zwei Bausteine, einer für die Speicherkapazität, einer für die elektrische Leistung, sollen die Skalierbarkeit sichern und das Produkt sowohl für kleine Einfamilienhäuser als auch für größere Immobilien und Gewerbebetriebe attraktiv machen.

Besonders hob Wollersheim die hohe Energiedichte hervor, die schon mit wenigen und vor allem handlichen Bauteilen eine große Speicherkapazität ermögliche. Systeme von Wettbewerbern mit 80, 90 oder 100 kg Gewicht könnten unmöglich von einem einzelnen Menschen installiert werden. Das Solarwatt-System dagegen schon. „Wir haben die Rückmeldung von Installateuren zum Aufwand bekommen: eine Person, ein halber Tag“, berichtet der Entwicklungschef des Dresdner Solarmodul- und Batterieherstellers. Damit setze Solarwatt den Benchmark für die Branche.

Im neuen Batteriemodell sind 2,2 kWh verbaut. Da soll aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Wir werden die Kapazität schrittweise steigern“, versprach Wollersheim. Profitieren werde der Hersteller dabei von der weiteren Entwicklung der weltweiten Lithium-Ionen-Zellproduktion. Der modulare Aufbau soll laut Wollersheim eine Skalierung von 2,2, kWh bis 22 kWh bei der Kapazität und von 0,8 kW bis 8 kW ermöglichen.

Mindestens 4 000 Zyklen verspricht Solarwatt. „Das haben wir vom Karlsruher Institut für Technologie nachmessen lassen“, erklärt Wollersheim, der selbst einmal an der renommierten Forschungseinrichtung tätig war. Allerdings seien unter Haushaltsbedingungen über die garantierte Zyklenfestigkeit von 15 Jahren hinweg in der Regel wesentlich weniger Lade- und Entladevorgänge notwendig. Zwischen 200 und 220 Vollzyklen pro Jahr seien realistisch, so dass man von einer deutlich längeren Lebensdauer als 15 Jahre ausgehen könne. Der Speicher werde auch in der Lage sein, künftig über die Eigenverbrauchsoptimierung hinaus in allen möglichen digitalen Geschäftsmodellen seinen Dienst zu verrichten. Dann sollte sich die hohe Zyklenzahl bezahlt machen.

Plug and Play verspricht Wollersheim. Die Batterie, die am 1. August 2017 auf den Markt kommen soll, analysiere selbst ihre Umgebung, wie beispielsweise die PV-Anlage oder den Wechselrichter. Nichts müsse von Hand parametriert oder konfiguriert werden.

Mehrfach fällt der Begriff „Massenmarkt“. Doch letztlich geht es Solarwatt nach den Worten von CEO Detlef Neuhaus vor allem um Qualität, Premiumeigenschaften und Differenzierung. Deshalb trete das Unternehmen nur in Ländern an, in denen der Markt auch diese Bezeichnung verdiene. Ein Markt, der mit Fördermitteln aufrecht erhalten werde, sei keine Option. Deshalb sei Solarwatt auch zum Beispiel in Australien, Italien, den Benelux-Ländern oder Skandinavien aktiv und nicht in den USA, eben dort wo es genug Menschen gebe, die das Produkt wegen seiner Qualität kaufen.

In die gleiche Kerbe schlägt Neuhaus bei der Vorstellung eines neuen Glas-Glas-PV-Moduls, das als „ultra-robuste“ Doppelglasvariante die herkömmlichen Dachziegel ersetzen soll. Die Pionierzeit in diesem Segment sei für Solarwatt längst vorbei, betont Neuhaus. Mittlerweile sei das Unternehmen Weltmarktführer bei Glas-Glas-Modulen, die fast unzerstörbar seien. Die Produkt- und Leistungsgarantie, mit Betonung auf „und“, von 30 Jahren sieht der CEO als ein Ausdruck des eigenen Qualitätsanspruchs. Zu dem gehört auch, dass von der Verrahmung der PV-Module, über Platinen bis hin zu den Sicherheitskonzepten für die Batteriespeicher alles aus dem eigenen Haus kommt. „Unser Engineering, unsere Patente, kein Standard. Nur wir können das so“, sagt Neuhaus selbstbewusst. Die Logik dahinter: „Wenn man Komponenten nur zukauft und assembled, wird man auf lange Sicht nicht wettbewerbsfähig sein.“ Denn dann werde man die notwendige Innovationsgeschwindigkeit nicht erreichen. Eine Ausnahme macht er dann doch: Die Batteriezellen kommen natürlich wie bei allen anderen Speicherherstellern auch aus Fernost.

Schließlich kündigt er noch ein „100-%-Sorglos-Paket“ an. „Wir haben uns viele digitale Geschäftsmodelle unserer Wettbewerber angesehen“, so Neuhaus. Aber keines davon sei aus seiner Sicht überzeugend. „Seriosität, Transparenz, solider Mehrwert sowohl für den Kunden als auch den Installateur sowie für das eigene Unternehmen“ – so formuliert Neuhaus den eigenen Anspruch, der jetzt nach einiger Entwicklungszeit erfüllbar sei. Service, Garantie, Sicherheit und Selbstbestimmung sind die Kriterien, an denen sich Solarwatt messen lassen will. Ob jedes von ihnen die versprochenen 100 % erreicht, wird sich im vierten Quartal zeigen, wenn das Dienstleistungspaket in den Vertrieb geht.

Fritz Wilhelm

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