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Ein zu starker Fokus auf dem Stromsektor

Für die Energiewende ist es nötig, den Strommarkt mit dem Wärme- und Verkehrssektor zu verknüpfen. Das geht aus dem „Energiewende Outlook“ der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor.
Für den Energiewende Outlook hat PwC nach eigenen Angaben rund 250 Studien ausgewertet und leitet daraus „Szenarien für den weiteren Verlauf“ der Energiewende ab. Nach deren Aussage muss die Bundesregierung bei ihrer Politik gegensteuern, will sie die CO2-Emissionen bis 2050 um 80 bis 95 % im Vergleich zu 1990 senken. „Die aktuelle Diskussion konzentriert sich zu sehr auf den Strombereich“, sagt Norbert Schwieters, Leiter Energiewirtschaft von PwC. „Die Energiewende kann nur gelingen, wenn der Strommarkt sinnvoll mit dem Wärme- und Verkehrsbereich verknüpft wird.“

Ein Beispiel ist laut PwC die Kraft-Wärme-Kopplung mit ihrer kombinierten Erzeugung von Strom und Wärme. Mit dem intensiveren Einsatz der KWK könnten Erzeugungskosten für Strom sowie CO2-Emissionen deutlich reduziert werden. Zudem sollte der Biomasse eine größere Rolle eingeräumt werden, die im Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) vorgesehenen 100 MW pro Jahr würden langfristig sogar zu einer Reduktion der installierten Leistung führen. Als einen weiteren wichtigen Faktor nennt die Auswertung die Energieeffizienz, um den Verbrauch und damit auch die CO2-Emissionen zu reduzieren. Ein wichtiges Instrument sei dabei das Demand-Side-Management, mit dem die Nachfrage nach Strom in Spitzenzeiten gesenkt werden kann.

Es braucht mehr Abstimmung in Politik und Wirtschaft

Vor allem im Wärmebereich droht Deutschland seine CO2-Einsparziele deutlich zu verfehlen, sagt PwC und spricht sich dafür aus, mehr in die Sanierung von Gebäuden zu investieren. Würde die Sanierungsquote von derzeit 1 % auf 2,5 % steigen, könnten die CO2-Emissionen bis 2050 zusätzlich um 5 % gesenkt werden. „Allerdings bedarf es dazu einer Förderung, die für Unternehmen und Privatkunden attraktiv ist“, betont Schwieters. Positiv könnte sich zudem bemerkbar machen, wenn verstärkt Strom – vor allem aus erneuerbaren Energien – für den Betrieb von Heizungen eingesetzt würde.

Auch die Elektromobilität biete große Einsparpotentiale, doch hier wäre eine grundlegende Transformation des Verkehrsbereichs notwendig, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Für wahrscheinlicher halten die Experten laut dem Energiewende Outlook allerdings den verstärkten Einsatz von Hybridfahrzeugen und alternativen Kraftstoffen, die ebenfalls dazu beitragen, Treibhausgase zu vermeiden.

Jedoch ist nach der PwC-Auswertung nicht nur eine bessere Abstimmung zwischen den relevanten Teilen des Energiemarktes notwendig, sondern auch bei Ländern, Bund und der Europäischen Union. Ein Beispiel das es auf politischer Ebene mit der Abstimmung hapert, liefert die Windenergie: So wollen die Bundesländer die installierte Leistung bis 2020 auf 70 GW ausbauen – dagegen sehen die Pläne der Bundesregierung lediglich 49 GW vor. „Der Bundesregierung kommt hier eine koordinierende Aufgabe zu. Das gilt auch für Netzausbau, bei dem sich alle Beteiligten eng abstimmen sollten“, sagt Schwieters von PwC.

Mehr Informationen zur Auswertung Energiewende Outlook finden Sie auf der Seite von PwC unter pwc.de/energiewende.

Heidi Roider

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