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E-Auto bringt Versorger in Schwierigkeiten

Die Frage, ob sich ein kommunales Versorgungsunternehmen an der Entwicklung eines Elektroautos beteiligen darf, wird derzeit in Nordrhein-Westfalen kontrovers diskutiert.
Hintergrund ist eine Beteiligung des niederrheinischen Versorgers NEW an dem Aachener E-Mobilitäts-Start-Up „Share2Drive“, das den elektrischen Kleinwagen Sven entwickelt. Mit 2,5 Mio. Euro ist NEW bei dem Unternehmen eingestiegen und hat mit seinem 14-%-Anteil auch erreicht, dass das Thema Carsharing bei den weiteren Schritten noch mehr in den Fokus genommen wird. Sven soll in ein paar Wochen auf dem Genfer Autosalon vorgestellt werden. Zunächst ist die Produktion von 10 000 Autos pro Jahr geplant.

Der Kleinwagen hat drei Sitzplätze, ist 2,50 Meter lang und 1,75 Meter breit und parklückenfreundlich mit Schiebetüren ausgestattet. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 120 km/h angegeben, die Reichweite mit 100 Kilometer. Die Ladezeit bei 3 kW beträgt 5,3 Stunden. Zudem ist das Fahrzeug vollständig vernetzt. Über den Preis wurde bislang nichts bekannt, Spekulationen bewegen sich jedoch im Bereich von 20 000 Euro.

Alles in allem hört sich das nach einem sehr guten Stadtfahrzeug an, womit sich das Interesse der Mönchengladbacher an Sven erklären lässt. Vor allem auch im Hinblick auf die Carsharing-Flotten weiterer Versorger und Verkehrsbetriebe: Denn Autos und Konzepte, so wird berichtet, sollen später auch in andere Regionen verkauft werden.

Ob diese Pläne jedoch einer Prüfung durch die Aufsichtsbehörden standhalten, bleibt abzuwarten. Die Bezirksregierung in Düsseldorf ist sich offensichtlich nicht so sicher, ob mit dem Investment wirklich eine kommunale Aufgabe erfüllt wird. Wie die Rheinische Post berichtet, wurden die beteiligten Kommunen zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Zumindest zweifelhaft ist das Agieren gegenüber dem Mönchengladbacher Stadtrat. Diesen hatte man offensichtlich mit der Begründung, die Weiterentwicklung des Prototyps durfte nicht gefährdet werden, vor vollendete Tatsachen gestellt: Die Beteiligung war bereits umgesetzt worden, als der Punkt auf der Tagesordnung der Sitzung stand. Die Gemeindeordnung sagt jedoch, dass der Rat einer Beteiligung zustimmen muss, und die Bezirksregierung hätte ebenfalls ein Wörtchen mitzureden gehabt.

NEW-Vorstand Frank Kindervatter forderte unterdessen gegenüber E & M eine Diskussion auf ordnungspolitischer Ebene, die klarmacht, wo die Grenzen für die wirtschaftlichen Investitionen von kommunalen Unternehmen liegen. Auch verlangt er eine Gleichbehandlung, was die einzelnen Bezirksregierungen angeht. Man sehe den Trend zum Carsharing als eine Weiterentwicklung der Mobilität und somit als Teil der Daseinsvorsorge.

NEW beschäftigt 2000 Mitarbeiter und versorgt 405 000 Kunden mit Strom und 149 000 mit Gas.

 

Günter Drewnitzky

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