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Berliner Stadtwerke stärken Erneuerbare und Vertrieb

Mit einer klimaneutralen Versorgung für die Hauptstadt als Ziel, wollen die Berliner Stadtwerke verstärkt in erneuerbaren Energielösungen investieren.
Finanziell vom Land Berlin gut ausgestattet und klar positioniert versuchen die Berliner Stadtwerke einen Neustart als kommunaler Stromversorger. Mit Slogans wie „Wir sind das Volt“ oder „Power to the People“ wirbt das Unternehmen aktuell auf Plakaten in der ganzen Stadt und in Radiospots um Kunden.

„Wir haben mit den Stadtwerken nicht nur einen Verkäufer von erneuerbaren Energien, sondern auch einen Produzenten“, umschrieb Ramona Pop (Grüne), Berlins Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, beim feierlichen Vertriebsstart die wichtigsten Aufgabenbereiche des Versorgers. „Wir wollen die Energiewende wahrnehmbar gestalten“, bekräftigte Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Irmer.

Und dafür will das Unternehmen in den nächsten sechs Jahren rund 230 Mio. Euro in erneuerbare Stromerzeugung und Effizienz investieren. Ein Drittel der Summe soll in die Entwicklung neuer Windkraftprojekte fließen, ein weiteres Drittel ist für Quartierkonzepte mit Mieterstromangeboten vorgesehen, gut 50 Mio. Euro stehen für Energieeffizienzmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden zur Verfügung.

Unter anderem soll im Oktober in Stahnsdorf, am südlichen Stadtrand Berlins, einen weiteres Windrad (3,4 MW) errichtet werden. Es ergänzt die bislang 17 MW Windkraft-Erzeugungsleistung der Ser Stadtwerke. Verstärkt sollen auch Photovoltaikanlagen für die Mieterstromproduktion installiert werden. Insgesamt hat das Unternehmen bereits Verträge für den Bau von 134 Solarstromanlagen auf Wohnhäusern, aber auch auf öffentlichen Gebäuden des Landes Berlin geschlossen. Allein für diese Projekte seien 8,4 Mio. Euro Investitionen vorgesehen. „Wir wollen den Anteil von ökologisch erzeugtem Strom in der Stadt kontinuierlich steigern“, kündigte Irmer an.

Um Kunden werben mit neuer Kampagne

Auch im Energievertrieb will das Unternehmen zulegen. Die Stadtwerke bieten Ökostrom an – als normales Produkt aus dem Netz oder in Häusern mit Photovoltaikanlage auf dem Dach zu einem etwas günstigeren Preis als Mieterstrom. Als weiteres Produkt sollen Photovoltaikanlagen mit ergänzendem Stromliefervertrag für Einfamilienhäuser angeboten werden. Bislang beliefert der kommunale Versorger erst etwa 5 000 Kunden mit Energie. Die neue Vertriebskampagne soll die Kundenzahl in den nächsten Jahren auf 100 000 steigern. Mit dem in eigenen Anlagen erzeugten Strom könnten die Stadtwerke nach eigenen Angaben bereits 27 000 Haushalte versorgen.

Die 2014 gegründeten Berliner Stadtwerke waren von der damaligen SPD/CDU-Regierungskoalition stark in ihren Wirkungsmöglichkeiten eingeschränkt worden – der Spottname vom Bonsai-Stadtwerk machte die Runde. Der Ende 2016 gewählte rot-rot-grüne Senat dagegen hat Großes vor mit dem Unternehmen. Die Stadtwerke sollen zum kraftvollen Akteur der Energiewende in der Hauptstadt werden und diese bei der Umsetzung unterstützen. Um das zu erreichen, hatte der Senat Anfang des Jahres das Berliner Betriebegesetz geändert, um den Versorger im Stromvertrieb flexibler zu machen. Zudem hatte die Landesregierung dem Unternehmen 100 Mio. Euro Startkapital zur Verfügung gestellt. „Wir haben viel mit dem Stadtwerk vor“, unterstrich Ramona Pop beim feierlichen Vertriebsstart.

Peter Focht

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