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BDEW hofft auf Aufwind für Erdgas

Die nächste Bundesregierung kommt nach Einschätzung des BDEW nicht umhin, Erdgas energiepolitisch stärker einzubeziehen, um beim Klimaschutz voranzukommen.
Sechs Wochen vor der Bundestagswahl am 24. September fordert der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) von der künftigen Bundesregierung ein klares Bekenntnis zu Erdgas als wichtigem Energieträger für die Energiewende. Es sei zwar erfreulich, dass die Politik dem Gas formal eine wichtige Rolle beimesse, meinte Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer vor Journalisten in Berlin. Doch sie sollte auch entsprechend ihrer eigenen Einschätzung handeln und den Energieträger stärker in ihre energiepolitischen Planungen einbeziehen.

Beispielsweise müssten bestehende Hemmnisse für die Nutzung von Biomethan oder für Power-to-Gas-Anlagen beseitigt werden, fordert der BDEW-Chef. Zudem sei es nötig, endlich das ungenutzte CO2-Einsparpotenzial mit Erdgas im Wärmemarkt zu heben. Dafür sei eine Modernisierungsoffensive in Form steuerlicher Absetzbarkeit von Investitionen in CO2-sparende und effiziente Heizungstechnik der richtige Weg. Wichtiger Baustein der Energiewende im Wärmemarkt seien ferner Förderprogramme zur Markteinführung von innovativen Systemen, erneuerbaren Energien und zur energetischen Sanierung.

Kapferer bezog sich mit seinen Forderungen auf die Ergebnisse einer Untersuchung, bei der im Auftrag des BDEW 254 Meinungsbildner aus den Bereichen Politik, Medien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft darüber befragt wurden, wie sie den Energieträger Erdgas wahrnehmen, welche Bedeutung sie ihm für die zukünftige Energieversorgung beimessen und welche Potenziale sie ihm zuerkennen. Die Studie zeigt unter anderem, dass Politiker zu 63 Prozent dem Erdgas eine große oder sehr große Bedeutung für die langfristige Energieversorgung in Deutschland beimessen.

Insgesamt wird Erdgas von allen Befragten als technisch sicherer, komfortabler und sauberer Energieträger wahrgenommen. Dabei erweist sich allerdings im Hinblick auf die Anwendungsfelder ein deutliches Gefälle: Während eine klare Mehrheit der Befragten Erdgas eine große Bedeutung bei der industriellen Anwendung und in der Wärmeerzeugung beimisst, sind nur die Hälfte der Befragten der Meinung, dass Erdgas bei der Erzeugung von Strom eine große Bedeutung zukommt.

Besser erklären, wie Gas grün werden kann

Für die Gasbranche leitet Kapferer aus der Untersuchung die Empfehlung ab, das grüne Potenzial von Gas, also die Möglichkeit, fossiles Erdgas durch Biogas oder synthetisches Gas aus erneuerbarem Strom zu ersetzen, noch stärker herauszustellen. Die Befragung hatte Informationsdefizite bei den Meinungsbildnern zu diesen Punkten aufgezeigt. Die Branche müsse „besser erklären, wie Gas grün werden kann“.

Der BDEW-Geschäftsführer verwies in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Anfang August veröffentlichte Erklärung von zwölf Branchenverbänden, darunter auch DVGW, Zukunft Erdgas und ASUE, die unter dem Titel „CO2-Emissionen reduzieren: Konkrete Schritte der Gaswirtschaft“ die technischen Potenziale dargestellt hatte. Außerdem kündigte er für den Herbst eine Studie an, die den Bedarf an Power-to-Gas für die künftige Energiewelt aufzeigen soll.

Insgesamt zeigte sich der Verbandschef zuversichtlich, dass die nächste Bundesregierung gar nicht darum herumkommen werde, Erdgas stärker einzubeziehen. Die unumgängliche Entscheidung über den Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle werde die Möglichkeiten für Gaskraftwerke verbessern, erwartet er. Ohne Gaskraftwerke sei eine gesicherte Stromerzeugung, die überwiegend auf Erneuerbaren basiere, gar nicht möglich.

Auch im Hinblick auf den Wärmemarkt ist er zuversichtlich. Gas werde in der Wärmeversorgung eine „zentrale Rolle“ spielen, ist sich Kapferer sicher. Wer etwas anderes behaupte, „erzählt die Unwahrheit“, ergänzte er.

Zurückhaltender bewertet er die Möglichkeiten für Erdgas in der Mobilität. Auch als Kraftstoff könne Gas zwar ein riesiges Minderungspotenzial hinsichtlich Feinstaub und Stickoxidemissionen erschließen und den CO2-Ausstoß im Vergleich zu Benzin oder Diesel reduzieren. Doch die Bereitschaft der Autofahrer, auf ein Erdgasauto umzusteigen, sei bislang eher „unterausgeprägt“ gewesen, stellte er fest. Zur Erfolgsgeschichte könne die Erdgasmobilität nur werden, wenn auch die Autohersteller entsprechende Aktivitäten starteten.

Peter Focht

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