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USA und Deutschland fallen beim Klimaschutz zurück

Die weltweite Energiewende kommt langsam voran, allerdings müssen die Staaten ihr Engagement verbessern, um bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens erfolgreich zu sein.
Bei der Entwicklung der globalen Treibhausgas-Emissionen zeichnet sich ein deutlich verlangsamter Wachstumstrend ab. Offenbar scheinen die Energiesysteme weltweit weniger CO2-lastig zu werden. Zu dieser Einschätzung kommt der Klimaschutz-Index 2018, den die Umweltorganisation Germanwatch und das NewClimate Institute am 15. November auf dem UN-Klimagipfel in Bonn vorgestellt haben.

Danach zeigen sich weltweit positive Entwicklungen bei erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und teilweise auch beim Treibhausgas-Ausstoß. Klar wird in dem Bericht aber auch, dass die Klimaziele der Länder und deren Umsetzung noch deutlich zu schwach sind, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. „Wir sehen eine starke Zustimmung zu den allgemeinen Zielen des Paris-Abkommens auf internationaler Ebene“ stellt Jan Burck von Germanwatch und Co-Autor der Studie fest. Seiner Meinung nach „müssen wir nun schnell Maßnahmen ergreifen und ihren Versprechungen auch Taten folgen lassen“. In einigen Sektoren, etwa beim Verkehr und in der Energiewirtschaft passiere häufig noch zu wenig. Vor allem in Deutschland habe es in den letzten Jahren in den Bereichen Verkehr und Kohleverstromung zu wenig Fortschritte gegeben, um die Emissionen dieser Sektoren einzudämmen. In der Summe landet Deutschland im weltweiten Klimaschutz-Ranking damit auf Platz 22.

Ermutigt zeigen sich die Studienautoren von den positiven Trends bei den erneuerbaren Energien. „Die Daten zeigen deutlich sinkende Preise für Wind- und Solarstrom“, erklärte Niklas Höhne vom NewClimate Institute. Er sieht darin auch einen der Gründe für die Stabilisierung der Emissionsentwicklung in den letzten Jahren. „Allerdings ist dieser Trend noch viel zu langsam, um innerhalb weniger Jahrzehnte die globale Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen“, so Höhne. Zudem würde der weltweite Anstieg des Gas- und Ölverbrauchs diese Entwicklung konterkarieren.

Beim jährlich berechneten Klimaschutz-Index bleiben die ersten drei Plätze traditionell leer, weil nach Ansicht der Autoren kein Land genügend unternimmt, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten. „Insgesamt ist der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei den mittel- und langfristigen Klimaschutzzielen der untersuchten Länder immer noch zu groß“, kritisiert Höhne. Allerdings hätten Indien und Norwegen bei den Treibhausgasemissionen vergleichsweise starke Ziele, beim Ausbau der Erneuerbaren sind die Ziele in Schweden, Norwegen und Neuseeland besser als in anderen Ländern. In Bezug auf den Energieverbrauch zeige jedoch kein Land ein besonders gutes 2030-Ziel. Saudi-Arabien und die USA müssten ihre Ziele in allen Bereichen drastisch anheben, „um auch nur in die Nähe ihrer Paris-Versprechen zu kommen“, erläutert Höhne.

Mit relativ guten Entwicklungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien und bei den Pro-Kopf-Emissionen landet Schweden im aktuellen Ranking auf Platz 4, gefolgt von Litauen, Marokko und Norwegen. Wegen ihrer Ankündigung, aus dem Pariser Klimaabkommen auszutreten und der Abkehr zentraler Klimagesetze der Vorgängerregierung landen die USA in dem aktuellen Vergleich auf dem letzten und damit 56. Rang. Neben der sehr schlechten Bewertung im Bereich der Klimapolitik habe aber auch das aktuelle Emissionsniveau und der hohe Primärenergieverbrauch die Bewertung negativ beeinflusst.

Die Ergebnisse und die einzelnen Länder-Bewertungen des Klimaschutz-Index können unter https://www.climate-change-performance-index.org/ abgerufen werden.

Kai Eckert

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