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Kompromiss für neue Gebäuderichtlinie

Die EU will ihren Gebäudepark bis 2050 weitgehend emissionsfrei klimatisieren.
Die Verhandlungsführer des Europäischen Parlamentes und des Ministerrates verständigten sich am 19. Dezember auf einen Kompromiss zur Neufassung der Gebäuderichtlinie. Auf den Gebäudesektor (Wohn- und Bürohäuser) entfallen rund 40 Prozent der verbrauchten Energie. Dies soll durch bessere Isolierung und effizientere Heizung reduziert werden. Im laufenden Betrieb setzt die EU auf einen stärkeren Einsatz von Datentechnik und automatischer Steuerung. Außerdem soll die Ausstattung der Gebäude mit Ladestationen einen Beitrag zur Elektromobilität leisten.
 
Der Kompromiss sieht vor, dass die Mitgliedsstaaten langfristige Strategien zur Modernisierung ihres Gebäudeparks aufstellen. Zuerst sollen die Immobilien mit dem größten Energieverbrauch renoviert werden. Die Mitgliedsstaaten sollen außerdem dafür sorgen, dass kleinere Unternehmen angemessen an der Auftragsvergabe beteiligt werden. Die Kommission schätzt den Wert der Aufträge bis 2030 auf 80 bis 120 Mrd. Euro.
 
Wohngebäude mit mehr als zehn Parkplätzen müssen in Zukunft mindestens einen Ladepunkt für Elektrofahrzeuge anbieten. In neuen Gewerbeimmobilien und solchen, die grundsaniert werden, muss mindestens ein Ladepunkt verfügbar sein. Außerdem muss die Infrastruktur für eine Ausweitung dieses Angebotes auf mindestens einen Ladepunkt von fünf Stellplätzen eingerichtet werden.
 
Die Mitgliedsstaaten müssen Effizienzdaten von öffentlichen Gebäuden sammeln, die über ein Effizienz-Zertifkat verfügen, und nach einheitlichen Regeln in Datenbanken verfügbar machen. Die Kommission wird außerdem einen Index entwickeln, um das Potenzial von Gebäuden zu bewerten, sich an die Bedürfnisse der Nutzer anzupassen („smart readiness indicator“). Inspektionen der Heizungs- und Klimaanlagen werden vereinfacht. Damit sollen häufigere Wartungen ermöglicht werden in der Hoffnung, die Effizienz der Anlagen im Normalbetrieb zu verbessern.
 
Man habe einen Kompromiss erreicht, der die notwendigen Einspareffekte auf realistische Weise erbringe, sagte die estnische Energieministerin Kadri Simson, die die Verhandlungen für den Rat geführt hatte. Energiekommissar Miguel A. Canete bedauerte, dass beim Aufbau von Ladestationen nicht mehr erreicht wurde. Insgesamt werde die Gebäuderichtlinie aber dazu beitragen, „dass lokale Arbeitsplätze entstehen, die Verbraucher Geld sparen und die Lebensqualität verbessert wird“.
 
Konservative und Grüne im Europäischen Parlament begrüßten die Einigung ebenfalls. Es sei gelungen, ausreichende Anreize für die Modernisierung der Gebäude zu setzen ohne kleinere Hausbesitzer über Gebühr zu belasten, sagte der Berichterstatter des Parlamentes, Bendt Bendtsen (EVP). Die Grünen sprachen von einem „richtigen Signal“. Die Mitgliedsstaaten brauchten dringend eine überzeugende Strategie, um die Energieeffizienz insbesondere der bestehenden Gebäude zu verbessern.
Tom Weingärtner

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