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Heizungsindustrie hält Brennwerttechnik für unverzichtbar

Geeignete Instrumente und technische Lösungen, um die lahmende Wärmewende in Gang zu bringen, waren Themen der Deutschen Wärmekonferenz in Berlin.
Die Verringerung der Treibhausgasemissionen aus der Wärmeversorgung gilt als eine zentrale Klimaschutzaufgabe der nächsten Jahre. „Meint man es ernst mit der Energiewende, muss die künftige Bundesregierung den größten Energieverbrauchssektor, den Gebäudebereich, stärker adressieren“, forderte Manfred Greis, Präsident des Heizungsindustrieverbandes BDH, bei der Deutschen Wärmekonferenz in Berlin.

Die größte Aufgabe bei der Wärmewende sieht der Verband in der Modernisierung von Heizanlagen in bestehenden Gebäuden. Rund 13 Millionen von insgesamt knapp 21 Millionen Heizkesseln in Deutschland seien völlig veraltet, seit Jahren zögerten Hausbesitzer die Sanierung hinaus, so der BDH. Um diesen Sanierungsstau aufzulösen, sei eine steuerliche Förderung der Heizungssanierung sinnvoll.

Die Einführung von steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten für energetische Gebäudesanierung ist auch eine von sechs Forderungen an die gerade über eine Regierungskoalition verhandelnden Parteien, CDU, CSU und SPD. Ein vom BDH gemeinsam mit dem Handwerksverband ZVSHK und dem Deutschen Großhandelsverband Haustechnik veröffentlichtes Papier mahnt darüber hinaus eine „technologieoffene Förderstrategie“ und einen „Verzicht auf ordnungsrechtliche Gebote und Verbote“ an.

Kritisch sehen die Verbände beispielsweise den für 2019 geplanten Förderstopp für die Brennwerttechnik. BDH-Präsident Greis machte deutlich, dass mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch Wärmepumpenheizungen für bestehende Gebäude an Bedeutung gewinnen müssten. Doch mit Blick auf die Klimaziele für 2030 könne auf die Brennwerttechnik nicht verzichtet werden.

Heizungssanierung stärker fördern

Die steuerliche Förderung der Wärmewende und eine technologieoffene Herangehensweise befürworten auch der Energieverband BDEW und die Deutsche Energie-Agentur (Dena.). Um die Wärmewende endlich in Schwung zu bringen, brauche es so schnell wie möglich neue Anreize für die energetische Sanierung, vor allem mittels einer gut ausgestatteten steuerlichen Förderkomponente, sagte bei der Konferenz in Berlin Dena-Chef Andreas Kuhlmann.

Eine Fördersumme von 2 Mrd. Euro pro Jahr für die steuerliche Abschreibung, wie sie im Sondierungspapier für die Koalitionsverhandlungen vorgesehen sei, genüge jedoch nicht, mahnte er. Etwa 5 Mrd. Euro pro Jahr seien dafür erforderlich.

Wie wichtig die Finanzierungsfrage ist, zeigten Äußerungen des Bundestagsabgeordneten Ralf Lenkert. Der Bund müsse das Geld für die steuerliche Förderung zur Verfügung stellen, forderte der Umweltexperte der Linken-Fraktion im Bundestag.

Das Land Thüringen sehe sich angesichts der engen Haushaltslage und vieler Aufgaben vor Schwierigkeiten, dazu etwas beizutragen, erklärte der aus Jena stammende Abgeordnete. Der letzte Versuch, Abschreibungsmöglichkeiten für energetische Gebäudesanierung einzuführen, war am Widerstand Bayerns gescheitert.

Als weiteres Instrument, um die Wärmewende in Gang zu bringen, diskutierte die Konferenz die CO2-Bepreisung, also eine Abgabe auf Emissionen für alle Energieverbrauchssektoren. „CO2-Preise müssen die Steuergröße sein“, forderte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Anke Tuschek. Auch er glaube, dass das Energiesteuer- und Abgabensystem sektorenübergreifend neu geregelt werden müsse, ergänzte Dena-Chef Kuhlmann. „Die CO2-Bepreisung ist aber nicht die einzige Lösung.“

Beim BDH gibt man sich in dieser Frage reserviert. Ihm erscheine ein CO2-Preis als zu einfache Lösung, sagte Greis. Der Verband könne sich allenfalls eine international harmonisierte Regelung vorstellen. Ein nationaler CO2-Preis wird abgelehnt. Greis sprach sich wie auch Tuschek dafür aus, bei einer Neuregelung des Steuer- und Abgabensystems auf eine sozial ausgewogene Lösung zu achten, die Einzelne nicht benachteilige.

Peter Focht

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