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Enerchain – Energiegroßhandel auf der Blockchain

Noch steht die Nutzung der Blockchain-Technologie in der Energiewirtschaft am Anfang, doch zeigen Pilotprojekte wie Enerchain, wo die Reise hingehen kann.
Geht es um neue Strategien und Geschäftsmodelle bei der Digitalisierung der Energiewirtschaft und der Energiewende, spielt das Thema „Blockchain“ eine wichtige Rolle. Erlaubt doch die Kombination von Daten über Transaktionen zu „Blöcken“ und deren dezentrale Speicherung in verschlüsselter Form direkte Geschäfte ohne Zwischeninstanzen wie etwa der Strombörse, oder auch die Vereinfachung und effizientere Durchführung von traditionellen Geschäftsprozessen. Konkrete Beispiele dazu wurden auf der vom Forum Solarpraxis/Neue Energiewelt veranstalteten Konferenz „Digitale Energiewelt“ bei Vattenfall in Berlin vorgestellt.

Das Projekt Enerchain, das der IT-Spezialist Ponton initiiert hat, widmet sich der Nutzung von Blockchain für OTC-Handelsprozesse. „Wir sehen Blockchain als eine der Schlüsseltechnologien, um den Wandel zu einer dezentralen und erneuerbaren Energiewelt zu bewältigen. Der Großhandel von Strom und Gas bietet einen klaren Anwendungsfall, um konkrete, praktische Erfahrungen mit dieser Technologie zu sammeln“, sagt Kilian Leykam, Manager Business Development Trading bei der Vattenfall Trading GmbH. „Derzeit liegt dabei der Fokus auf der Ausführung des Deals“, erläutert er.

Erprobt wird (virtuell) ein rein bilateraler Handel ohne einen zentralen Marktplatzbetreiber, bei dem die Partner ihre Kauf- und Verkaufsangebote in Orderbücher einstellen und ihre Orders abgeben können. Die Software liegt dezentral auf den Rechnern der Teilnehmer. Im Gegensatz zum Börsenhandel erfolgt kein automatisches Matching und es gibt keine Finanzderivate. 

Kostensenkungspotenziale und Sicherheit werden erprobt

Seit Mai und noch bis Ende dieses Jahres erfolgt dazu eine sogenannte Proof-of-Concept-Phase mit 32 Teilnehmern. Ziel sei, so Ponton-Experte Rex Kempcke, Erkenntnisse über Geschwindigkeit und Sicherheit wie auch das Handelsvolumen und die Fairness beim Handel über die Blockchain zu gewinnen. Ferner geht es um das Kostensenkungspotenzial von externen Transaktionskosten gegenüber dem konventionellen Handel (etwa durch die Einsparung von Broker-Kosten) sowie um Fragen von Regulierung und Governance.

Anschließend soll es dann eine Live-Trade-Phase geben, um den Einsatz in Nischenmärkten vorzubereiten. Zudem könne es weitere Plattformen „für Use Cases entlang des OTC-Handelsprozesses“ geben, so Kempcke. Für einen wirklichen Praxiseinsatz, da macht sich Vattenfall-Manager Leykam keine Illusionen, müssten weitere am Handel beteiligte Akteure mit ins Boot geholt werden, wie die europäische Regulierungsbehörde Acer, die Finanzaufsichtsbehörde Bafin oder die TSOs. Und, so weiß er, das „wird schwierig“. Dennoch sieht er Enerchain „als ersten Schritt für weitere Blockchain-Projekte in anderen Geschäftsfeldern von Vattenfall“.

Angelika Nikionok-Ehrlich

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