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E-Auto-Boom überfordert Oslo

Die norwegische Regierung hat den Verkauf von Elektrofahrzeugen massiv vorangetrieben. In der Hauptstadt Oslo gibt es nun jedoch ein Problem.
In der norwegischen Hauptstadt Oslo gibt es viele Elektroautos – vielleicht sogar zu viele: Die Stadt kommt mit dem Bau neuer Ladesäulen nicht hinterher. 1 300 Ladesäulen gibt es im Stadtgebiet. Im Großraum Oslo sind aber derzeit 50 000 reine Elektrofahrzeuge und 30 000 Hybridfahrzeuge registriert. Zwar installiert die Stadtverwaltung jährlich 25 % mehr Ladestationen. Bei dem rasanten Anstieg der E-Fahrzeuge reicht das jedoch nicht aus.

Die Entwicklung hat bereits dazu geführt, dass der Verband Norsk Elbilforening, die Interessenvertretung der norwegischen Elektroauto-Besitzer, inzwischen davon abrät, sich einen Stromer zu kaufen, wenn man ihn nicht selbst zuhause laden kann. Laut Sture Portvik von der Stadtverwaltung Oslo trifft das auf 60 % der Stadtbevölkerung zu – sie wohnen in Wohnungen und haben keine eigenen Garagen mit passendem Stromanschluss.

Die Regierung hat ein Ziel im Kopf

Die Elektromobilität wird vom norwegischen Staat seit Jahren massiv subventioniert. So fällt bei dem Kauf eines Elektroautos keine Mehrwertsteuer, keine Importsteuer und keine Kfz-Steuer an. So kommt es, dass Pkw-Modelle als E-Variante günstiger sein können, als solche mit Verbrennungsmotor. In vielen Städten und Orten kann man außerdem kostenlos parken und das Fahrzeug laden. Inzwischen ist jeder dritte neu verkaufte Pkw in Norwegen elektrisch.

Die staatliche Begünstigung steht jedoch zunehmend in der Kritik – schließlich gehen auf diesem Wege Einnahmen in Milliardenhöhe verloren. Außerdem sind Busspuren, welche die E-Autofahrer nutzen dürfen, oft verstopft. In manchen Bereichen der extrem E-Fahrzeug-freundlichen Politik wird daher inzwischen zurückgerudert, etwa bei der Mehrwertsteuerbefreiung für Leasingfahrzeuge oder der besagten Busspurnutzung. Dennoch hält die Regierung an ihrer Politik fest. Im Blick steht dabei die Selbstverpflichtung, bis 2025 nur noch emissionsfreie Pkw in Norwegen zuzulassen. Bis mindestens 2020 soll an der Begünstigungspolitik nicht gerüttelt werden.

Jonas Rosenberger

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